Netzgeschichten

Achterrat in Fahrt

„Tram Talk“ steht groß auf einer Straßenbahn im VAG Betriebshof. Es ist der 13. Mai 2016 und in dieser Bahn wird heute der Achterrat tagen. Der Achterrat besteht aus drei achten Klassen, die von drei Freiburger Schulen zusammenkommen – der Hebelschule, dem Keppler Gymnasium und der Wenzinger Realschule. Das macht 68 Schülerinnen und Schüler, die Platz nehmen und heute über die Preisgestaltung des ÖPNV in Freiburg diskutieren möchten. Mit dabei: die Gemeinderäte Hendijk Guzzoni, Lukas Mörchen und Sergio Schmidt sowie Andreas Hildebrandt, Pressesprecher von der VAG, und Thilo Ganter vom RVF. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Team des Jugendbüros, welches auch die Moderation übernimmt.

Eine Gruppe im Achterrat hat sich mit dem Thema ÖPNV intensiv auseinandergesetzt und für diese Veranstaltung vier zentrale Themenpunkte erarbeitet, die ihnen am Herzen liegen. Eine tolle Grundlage und Gelegenheit für alle Beteiligten, um sich auszutauschen, Verständnis zu schaffen und Missverständnisse zu beseitigen. Zum Beispiel müssen die Vertreter von VAG und RVF erstmal erklären, wer überhaupt zuständig für die Tarife ist. Das ist nämlich nicht die VAG, wie viele denken, sondern der RVF.Und zum Tarif gab es einige Fragen:

Warum gibt es keinen  ermäßigten Einzelfahrschein für U-18?

Die erste Frage bezieht sich auf Jugendliche, die unter 18 sind – warum gibt es für sie keinen ermäßigten Einzelfahrschein? Thilo Ganter erklärt gerne – die Regelung, dass man nur bis 14 als Kind gilt, ist nämlich historisch gewachsen. Früher sind nämlich viele mit 15 schon von der Schule in die Lehre bzw. in den ersten Job gestartet und haben somit auch Geld verdient. Der ermäßigte Kinderfahrschein wurde also für alle bis 14 Jahre eingerichtet. Heutzutage gibt es aber für SchülerInnen und auch Azubis die Möglichkeit, eine ermäßigte Monatskarte zu erwerben. Diese ist die günstige Alternative zu vielen Einzelfahrscheinen, die ggf. teurer sind, wenn man viel unterwegs ist. Hier wird tariflich der Schwerpunkt auf eine günstige RegioKarte für Jugendliche gelegt.

Warum zahlen SchülerInnen an unterschiedlichen Schultypen unterschiedliche Preise für die RegioKarte Schüler?

Die SchülerInnen des Achterrats äußerten, dass die unterschiedliche Bepreisung der RegioKarte Schüler für Freiburger SchülerInnen aus unterschiedlichen Schultypen ungerecht sei. Hier konnten Andreas Hildebrandt und Thilo Ganter aufklären: Diese Regelung wurde erst vor kurzem durch einen Beschluss des Gemeinderats geändert. Es handelt sich nämlich nicht um Tarife – der Preis der RegioKarte Schüler muss für alle SchülerInnen gleich gezahlt werden – , sondern um städtische Zuschüsse. Nun zahlen alle Freiburger SchülerInnen von allen Schultypen, egal ob z.B. Gymnasium oder Realschule, die gleichen Preise für Monatskarten, jediglich in unterschiedlichen Schulklassen gibt es preisliche Unterschiede.

Kann man nicht insgesamt günstigere Fahrscheine anbieten?

Dass es einige wenige Städte gibt, in denen der öffentliche Nahverkehr augenscheinlich kostenlos genutzt werden kann, faszinierte die SchülerInnen des Achterrats. Wäre so etwas nicht auch in Freiburg möglich? „Ganz kostenlos ist so ein Modell nicht.“, erklärt Andreas Hildebrandt, „Die Kosten des ÖPNV werden in so einem Fall eben anders auf die Bevölkerung verteilt, zum Beispiel über Steuern, die dann alle zahlen müssen – auch jene, die den ÖPNV gar nicht nutzen. Die empfinden das wiederum als ungerecht.“ Dabei handelt es sich allerdings um ein politisches Thema – denn natürlich verursacht die Bereitstellung von öffentlichen Verkehrsmitteln immer Kosten, die irgendwie gedeckt werden müssen. Die Preisgestaltung der Fahrscheine gestaltet sich dabei deutschlandweit gleich. Über die Hälfte der Kosten werden durch Zuschüsse finanziert, nicht durch Fahrpreise! Somit werden die Preise der Fahrscheine für NutzerInnen bereits gesenkt.

Warum gibt es keine Kurzstreckentickets in Freiburg?

Diese Frage wird oft gestellt: die SchülerInnen wünschen sich ein Kurzstreckenticket. Ein Kurzstreckenfahrschein nur für Freiburg und in allen Verkehrsmitteln ist nicht vorstellbar. So ein Fahrschein muss dann auch in anderen, kleinräumigen Verkehren außerhalb Freiburg seine Gültigkeit haben, aber nicht im SPNV (Eisenbahn) – auf Grund der hohen Haltestellenabstände. Darüber hinaus müssen vorab ein paar Punkte berücksichtigt und gelöst werden. Neben der Kapazitätsfrage – Nachfragesteigerungen auf heute bereits stark frequentierten (Stadtbahn-) Abschnitten, z.B. Bertoldsbrunnen – Hauptbahnhof – ist auch die Kontrollierbarkeit des Fahrscheins eine Herausforderung. Nicht alle Fahrscheine können einem Kaufort / Haltestelle zugeordnet werden, so dass eine Kontrollierbarkeit der Fahrschein nicht immer gegeben ist. Dies sind die Hauptgründe, welche gegen eine Kurzstreckenfahrschein sprechen.

Es hat Spaß gemacht, mit den interessierten Jugendlichen zu sprechen und gegenseitig die Perspektive des anderen kennenzulernen. Ein spannendes Spiel zwischendrin und ein erfrischendes Pausen-Eis (natürlich außerhalb der Straßenbahn ;-) ) brachten zusätzliche Abwechslung.

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