EinblickeIn Fahrt

Eine Busfahrt mit der VAG

Daniel ist Fahrer bei der VAG. Ich habe ihn auf einer seiner Schichten im Fahrdienst begleitet, um mehr über den Alltag eines Busfahrers zu erfahren.

Es ist 4:18 Uhr als Daniel und ich uns im VAG Zentrum treffen. Ich bin hundemüde und kann kaum aufhören zu Gähnen. Daniel lächelt amüsiert.

Daniel hat vor kurzem bei der VAG die Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb gemacht. Dazu gehört auch Bus- und Straßenbahnfahren – er hat seinen Busführerschein im März 2014 gemacht. Ich habe ihn während seiner Ausbildung auf einer seiner Schichten im Fahrdienst begleitet.

Daniel hat seinen Führerschein in drei Monaten gemacht. Nach drei Wochen Theorieunterricht hat Daniel nachmittags mit einem Fahrlehrer Praxisunterricht absolviert. Nach einigen Wochen war die Theorie abgeschlossen und Daniel fuhr ganztags mit einem Fahrlehrer bis zu seiner Prüfung. Danach wurde er noch in den Umgang mit Gelenkbussen eingewiesen. Erst dann fuhr Daniel mit Fahrgästen: Nach zehn Diensten mit Lehrfahrer durfte Daniel alleine im regulären Dienst fahren. Während der Ausbildung fährt er nun einen Tag die Woche.

Heute begleite ich Daniel bei seiner Frühschicht. Er muss um 4:48 Uhr vom Betriebshof losfahren. Doch davor gibt es noch einiges zu erledigen. Zuerst meldet Daniel sich am Terminal an, um seinen Dienst abzurufen – dann holt er sein Kursbuch ab: Das Kursbuch ist eine genaue Tabelle, welche die Fahrt einer Linie darstellt. Dort sind alle Haltestellen und Abfahrtszeiten aufgelistet. Am Aushang schaut Daniel dann nach, wo der Bus steht, den er heute fährt. Damit alle Fahrer und Fahrerinnen immer auf dem neusten Stand sind, hängen im Aufenthaltsraum alle aktuellen Betriebsmitteilungen aus. Hier wird über Umleitungen, Sonderverkehre und andere wichtige Hinweise informiert.

Um 4:23 Uhr ist der Betriebshof noch in Dunkelheit gehüllt. Wir machen uns auf zur Bushalle, wo der Bus für Daniels Route schon bereit steht. Als erstes muss Daniel im Bus den Bordrechner und den Fahrscheindrucker hochfahren – ohne die geht nichts: Der Bordrechner zeigt ihm unter anderem den Fahrtenverlauf und Haltewünsche an. Fahrscheine verkauft Daniel mit Hilfe des Fahrscheindruckers. Daniel setzt das Kleingeld ein. Falls der Computer zum Ausdrucken von Fahrscheinen einmal ausfällt, hat er für den Notfall auch ein paar vorgedruckte Fahrscheine dabei. Nun meldet Daniel sich im System an. Erst dann kann er Fahrscheine verkaufen.

Bevor Daniel mit dem Bus losfahren kann, muss er prüfen, dass alles am Fahrzeug richtig funktioniert und es für die Fahrt vorbereiten. Die Türen vom Bus sind mit Lichtschranken und speziellen Einklemmschutz mit Luftpolstern gesichert, damit Fahrgäste nicht beim Einstieg hängen bleiben oder verletzt werden. Vor der Fahrt muss Daniel prüfen, ob beides auch einwandfrei funktioniert. Die Türknöpfe müssen innen und außen getestet werden. Der reguläre Türknopf am Bus hält die Tür kurz zum Ein- und Ausstieg offen. Der Türknopf mit Kinderwagen hält die Bustür so lange offen bis der Fahrer oder die Fahrerin sie wieder freigibt. Auch die Fahrscheinentwerter werden geprüft: Funktioniert alles? Stimmt die Uhrzeit? Als Daniel schließlich die rote Lampe im Armaturenbrett blinken sieht, weiß er genau was das Problem ist: „Da fehlt Luft!“ Also wird mit einem Schlauch Luft gepumpt – das ist wichtig, damit die Bremsen richtig funktionieren. Das sind beim Bus nämlich Druckluftbremsen. Und tatsächlich: Sobald der Luftspeicher wieder gefüllt ist, geht das Lämpchen aus.

Wenn es Schäden oder Störungen gibt, müssen diese notiert werden. Die Werkstatt der VAG kann dann gezielt eventuelle Probleme beheben und hat ein genaues Protokoll über den Zustand des Fahrzeugs.

Unabhängig davon muss Daniel zu Beginn und Ende seiner Schicht Uhrzeit, den Kilometerstand des Busses und seine Fahrernummer in einem Heft notieren.

Nachdem Daniel alle wichtigen Funktionen im Fahrzeug überprüft hat, kann es endlich losgehen: Genau um 4:48 Uhr fährt Daniel los aus der Bushalle, über den Betriebshof und dann zur ersten Haltestelle seines Kurses. Der fängt um 5:10 Uhr an der Haltestelle „Richard-Strauss-Straße“ an. Heute warten um diese Uhrzeit zwar noch keine Fahrgäste an den Haltestellen, aber das heißt nicht, dass Daniel sich zurücklehnen kann. Auf der Strecke gibt es viele enge Stellen, insbesondere eine Baustelle. Da muss man hochkonzentriert bleiben, um das große Fahrzeug sicher durch die schmalen Spuren zu lenken.

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Enge Straßen und Baustellen verlangen höchste Konzentration.

 

Wenig später sind die ersten Fahrgäste auf dem Weg zur Arbeit und grüßen mit einem freundlichen „Guten Morgen“. Ansonsten ist es noch ruhig – erst als die ersten Schüler und Schülerinnen sich auf den Weg zum Unterricht machen, wird es lebendiger. Jetzt muss Daniel besonders aufpassen: Auf dem kleinen Display vom Bordrechner vor ihm sieht er, ob er pünktlich ist. Je mehr auf den Straßen los ist, desto schwieriger wird es, genau auf die Sekunde pünktlich alle Haltestellen zu erreichen. „Schwierig ist es besonders, wenn man trotz Blinken nicht von der Haltestelle zurück auf die Straße gelassen wird.“ Aber selbst wenn Daniel mal eine Minute Verspätung hat: „Man muss dann ruhig bleiben und darf nicht anfangen, zu rasen. Gerade jetzt sind so viele Kinder auf den Straßen, das wäre zu gefährlich.“ Und tatsächlich: Aus allen Richtungen kommen Kinder auf Fahrrädern, Rollern oder zu Fuß zur Schule. Aufmerksamkeit und Ruhe sind gefragt.

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Im Schülerverkehr ist immer viel los.

 

Gerade auf dem Leopoldring, von dem die Linie 27 in die Jacob-Burckhardt-Straße einbiegen muss, passiert es: Die rote Ampel geht aus – komplett. Jetzt muss Daniel vorsichtig abwägen, wann er trotzdem abbiegen kann ohne in den Gegenverkehr zu geraten. Zum Glück ergibt sich bald eine Lücke, aber nervenaufreibend ist so eine Situation trotzdem. Nur wenige Momente später kommt durch die Funkanlage die Meldung aus der Leitstelle: „Im Bereich Innenstadt sind gerade Ampelanlagen ausgefallen. Passieren Sie Kreuzungen und andere kritische Stellen mit höchster Vorsicht!“ Es haben wohl schon andere Fahrer/innen in der Leitstelle gemeldet, dass da etwas nicht stimmt. Jetzt wissen alle Bescheid und sind vorbereitet. Lange hält die Störung jedoch nicht an – als wir das nächste Mal auf den Leopoldring fahren, funktioniert schon wieder alles.

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Hier fiel plötzlich die Ampel aus.

 

Auf seiner Fahrt als Busfahrer hat Daniel alles dabei, was er benötigt: das Kursbuch, die Beförderungsbedingungen und seinen Dienstplan. Da er sich noch in der Ausbildung befindet, muss er auch seinen Ausbildungsvertrag mit sich führen. Natürlich kennt sich Daniel durch seinen Beruf schon sehr gut im Netz aus – Auch als ich mit ihm unterwegs bin fragen Fahrgäste nach dem Weg oder dem nächsten Anschluss. Wenn er aber doch mal eine Haltestelle nicht kennt oder gerade nicht weiß, welcher Fahrschein dafür der Richtige ist, kann er einfach das gewünschte Ziel in den Fahrschein-Computer eingeben und erfährt, welche Tarifzone dafür die Richtige ist.

Wenn der Bus die Endhaltestelle pünktlich erreicht, hat Daniel meistens eine kurze Wendezeit. In der Zeit läuft er zum Beispiel durch das Fahrzeug, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist und keiner etwas vergessen hat. Fundsachen notiert er direkt in einer dafür vorgesehenen Liste und gibt sie später im Fundbüro im VAG Zentrum ab. Dort können sie dann von ihren Besitzern wieder abgeholt werden.

Daniel steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung. Er fährt gerne: „Mir gefällt besonders der Kundenkontakt. Aber natürlich auch das Fahren selbst.“

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