Einblicke

Ein Besuch in der Werkstatt: Das Fahrgestell

Wenn man erzählen möchte, was in unserer Straßenbahnwerkstatt so passiert, weiß man gar nicht wo man anfangen soll. Hier finden Wartung, Reparaturen, Sanierung und noch viel mehr komplexe Arbeiten statt. Also fangen wir einfach mal beim Fahrgestell an: Davon werden hier nämlich gerade einige gewartet. Und da es zwischen den einzelnen Fahrzeugtypen natürlich auch Unterschiede gibt, habe ich einen VAG Elektriker gebeten, mir erstmal etwas über ein Fahrgestell der Straßenbahn GT8Z zu erzählen.

So sieht ein Fahrgestell aus, bei dem gerade ein Bremskörper eingebaut wird.
So sieht ein Fahrgestell aus, bei dem gerade ein Bremszylinder eingebaut wird.

Die Fahr- und Drehgestelle der GT8Z-Straßenbahnen müssen regelmäßig gewartet werden. Das klingt ganz simpel – aber der gesamte Prozess dauert um die sechs Wochen. Erstmal muss es natürlich ausgebaut werden. Dann fängt die Reinigung schon an: Beim täglichen Einsatz verschmutzt ein Fahrgestell durch Feinstaub, Sand und Dreck. Zum Vorschein kommen unter anderem um die 100 Meter Kabel! Ich stehe erstmal ratlos davor – aber nicht lang. Unsere Werkstättler kennen jedes Kabel, jede Schraube und erklären gerne, was es damit auf sich hat.

Wir schauen uns die Radreifen an, auf der die Straßenbahn über die Gleise „rollt“. Sie wurden bei diesem Fahrgestell gerade ausgetauscht. Bei der Straßenbahn stellt der Kontakt von Rad und Schiene die Verbindung zwischen Fahrzeug und Gleis her. Beide sind so geformt, dass die Straßenbahn sicher im Gleis geführt wird. Die Kraftübertragung zum Beschleunigen und Abbremsen erfolgt durch Reibung. Diese bewirkt ebenso wie die Spurführungskräfte eine Abnutzung an Rad und Schiene – den sogenannten „Schienenverschleiß“. Wie die Reifen eines Autos müssen also auch die Radreifen der Straßenbahn ab und zu ausgetauscht werden.

Weiter geht’s zu einem anderen wichtigen Teil des Fahrgestells, denn eine Straßenbahn muss ja bekanntlich nicht nur fahren, sondern auch bremsen. Nur bei Gefahrenbremsungen kommen diese Magnetbremsen zum Einsatz: Sie „fallen“ sozusagen auf die Gleise und verlangsamen durch die starke Reibung zwischen Bremsschuh und Gleisen das Fahrzeug.

Stoßdämpfer und gefederter Komfort.
Stoßdämpfer und gefederter Komfort.

Damit unsere Fahrgäste nicht wie auf einer Holzpritsche unterwegs sind, sondern Unebenheiten ausgeglichen werden, ist auch das Fahrgestell gefedert. Das macht die Fahrt komfortabler und schont auch das Fahrzeug.

Kabelsalat? Nein, alles genau geplant.
Kabelsalat? Nein, alles hat seine Ordnung.

„Früher verliefen die Kabel oft auch unterm Fahrgestell. Das machte sie aber auch anfälliger für Beschädigungen durch Bodenbelag und ähnliches“, erklärt unser Elektriker. Im Rahmen der Wartung wurden die Kabel nun so verlegt, dass sie oberhalb des Gestells verlaufen. Kabelbinder und Befestigungen sollen sicher stellen, dass die Kabel nicht bei Vibrationen zu viel in Bewegung kommen: Denn jede Reibung bedeutet auch gleichzeitig Abnutzung und eventuell Beschädigung.

Die blauen Schläuche an diesem Drehgestell zeigen, wo gekühlt werden muss.
Die blauen Schläuche an diesem Drehgestell zeigen, wo gekühlt werden muss.

Zwei Kühlschläuche führen zum Motor (davon gibt’s hier zwei) des Drehgestells. Einer führt kühlendes Wasser zu, der andere führt es wieder zurück. So wird die Überhitzung des Motors verhindert.

Geld im Bild: Die Koppelspule.
Gelb im Bild: Die Koppelspule.

Die Koppelspule bekommt das Signal von der Straßenbahn, welche Linie gerade befahren werden soll. So weiß sie, ob es bei der nächste Weiche rechts oder links lang gehen soll und gibt das entsprechende Signal an die Weiche weiter, damit sie richtig eingestellt wird. Auch die Vorrangschaltung erfolgt durch die Kommunikation zwischen den Koppelspulen.

Ganz schön viel Technik in diesem vergleichsweise kleinen Teil der Straßenbahn.

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