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Haltestelle Berliner Allee: „Du kommst hierher und kennst die Gesichter“

Wer einmal zu einem Eishockeyspiel geht, wird immer wieder kommen. So ging es auf jeden Fall den fünf Fans des EHC Freiburg, die ich in der VIP-Lounge der Franz-Siegel-Halle treffe. Michael und Bastian sind die zwei Fanbeauftragten, zusammen mit Thomas und Bernd gehören sie auch zum Fanbeirat. Auch Andrea, die schon als Eishockeyfan geboren wurde, ist gekommen, um mit mir über den EHC und Eishockey zu sprechen.

Eishockey – la familia

„Beim Eishockey, da ist man eine Familie – wir sagen auch la familia“, erklärt mir Thomas. Alle fünf Fans sind sich einig: Dieses Gefühl macht auch den Eishockey aus und ist auch vereinsübergreifend. „Bei uns wird nicht gegeneinander gepöbelt – auch zwischen den Fans der unterschiedlichen Vereine besteht ein Gemeinschaftsgefühl“, berichtet Bastian. Das zeige sich auch bei den Eishockey-Fantreffen, die im Sommer stattfinden. Camping, Fußballturniere, Party – da ist es dann egal, welchen Verein man anfeuert, es geht um Spaß. „In Farben getrennt, an der Theke vereint“, sagt man da zum Beispiel. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass das Publikum bei Spielen ziemlich gemischt ist und auch viele Familien mit Kindern kommen. Auch die Zahl der Zuschauerinnen ist in letzter Zeit gewachsen; ca. ein Drittel des Publikums sei weiblich, schätzt Andrea.

Getroffen habe ich die EHC-Fans in der VIP Lounge bei der Franz-Siegel-Halle.

Die Wölfe und ihre Fans

Die Wölfe selbst unterstützen diese Familiengefühl. „Über Jahre hinweg erlebt man hier die Spieler“, erzählt Bernd, „Viele kommen aus der eigenen Förderung, sind „Eigengewächse“ und dann hat man natürlich auch eine starke emotionale Bindung an die Spieler.“ Es gibt eine enge Bindung zwischen Mannschaft und Fans. Die bleibt auch bestehen, wenn ein Spiel mal verloren wurde. Eine Geschichte aus der letzten Saison zeigt das: „Der EHC hat 0:9 verloren, das konnte man nicht schönreden. Aber anstatt gegen die Spieler zu wettern, gab es einen Aufruf im Internet und zum nächsten Training waren dann über 60 Fans in der Halle – zur Unterstützung wurde das Team angefeuert. Da war selbst der Trainer baff, das hätte er noch nie erlebt“ erzählt Bastian. „Wer viel gibt, bekommt eben auch viel zurück. Man sieht einfach: Die Jungs zerreißen sich für die Heimat und kämpfen richtig.“

Wenn man von dieser „Eishockey-Familie“ hört, ist es gar nicht überraschend, dass ein paar aus der Gruppe, mit der ich mich unterhalte, gar nicht mal „Ur-Freiburger“ sind und trotzdem mit Herzblut dabei. „Aus ganz Südbaden kommen Fans zu EHC-Spielen“, erklärt Bastian. Er selbst kommt ursprünglich auch nicht aus Freiburg, sondern aus Hamburg und ist eher durch Zufall zum EHC-Fan geworden. „Ein Eishockeypiel und ich war sofort Fan – damals noch in Hamburg. Aber als es sich einmal ergab, dass ich zu einem Spiel des EHC Freiburg ging und online einen Spielbericht veröffentlichte, habe ich schnell Bekanntschaften mit EHC-Fans geschlossen und auch meine Freundin kennen gelernt.“ Da fiel der Umzug nach Freiburg sicher nicht schwer.

Als Michael 15 Jahre alt war, bewegten ihn Zeitungsberichte über EHC-Spiele dazu, die Eltern zu fragen, ob er selbst mal zu einem Spiel dürfe. „Die beschriebene Stimmung, die hohen Publikumszahlen – da wollte ich mal dabei sein“, erinnert er sich. Seither ist auch er EHC-Fan mit Leib und Seele.

Das Sprachrohr aller Fans

Mit dem Aufstieg in die zweite Liga kam die Vorgabe, dass es zwei Fanbeauftragte geben muss. Diese sind Ansprechpartner für die Fans und stehen auch im engen Kontakt mit den Sicherheitsdiensten und der Polizei. Zusätzlich war es Wunsch des Vereins, auch einen Fanbeirat zu gründen. Dieser ist unabhängig vom Vereinsvorstand und wird von den Fans gewählt. Sieben Personen sind zur Zeit im Fanbeirat. Sie sind das stellvertretende Sprachrohr der Fans und vertreten deren Interessen. Dabei ist es ihnen wichtig, wirklich alle Fans zu vertreten – die von der Nordkurve, aber auch aus der Südkurve. Der Fanbeirat organisiert aber auch Aktionen für und mit den Fans, zum Beispiel eine Fahrt zu einem Spiel in der Schweiz, aber auch eine DKMS Typisierungsaktion im Stadion. Sie möchten zeigen, dass Fans mehr können als Anfeuern und Bier trinken. „Der soziale Charakter ist uns wichtig – damit das familiäre Gefühl auch so bleibt und sich nicht die Mentalität der Konkurrenz und des Gegeneinanders durchsetzt“, erklärt Bastian.

Eine Halle nicht nur für die Profis

Die in die Jahre gekommene Halle ist eher ein schwieriges Thema bei den Fans. Man wäre schon sehr froh über eine neue Halle, die jetzige ist mit ihrem bisherigen Programm bis zur letzten Minute ausgefüllt. „90 Prozent wird hier ja Breitensport veranstaltet. Es gibt auch noch andere Hockeymannschaften, die in der Eishalle trainieren, und auch das öffentliche Schlittschuhlaufen, zu dem letzte Saison 400.000 Personen kamen.“, erklärt Bastian. Eine stabilisierende Stahlkonstruktion nehme teilweise die Sicht. „Die alte Halle hat trotzdem ein gewisses Flair. Hier gibt es eine ganz besondere Atmosphäre“, meint Thomas. Aber er ist sich auch sicher, die Fans würden auch in einer neuen Halle das gleiche Feeling schaffen.

Mit dem Ausbau des VAG-Netzes kommt die Stadtbahn seit Ende 2015 dem Zuhause der Wölfe ganz nah: Die Linie 4 fährt zur Haltestelle „Berliner Allee“ und bringt Fans und Sportler zur Franz-Siegel-Halle. „Man merkt schon, dass sich dadurch die Parkplatzsituation entspannt hat“, meint Bernd. „Auch für die Umgebung ist das sicher angenehmer.“

Warum zum EHC Freiburg fahren?

Als ich frage, warum FreiburgerInnen unbedingt mal zu einem Spiel kommen sollen, sprudelt es nur so heraus aus den fünf Fans. „Die Stimmung“, sagt Andrea, „Mehr braucht man fast nicht sagen. Die Stimmung ist so super und intensiv, da muss man mal dabei gewesen sein.“ Michael stimmt ihr zu: „Genau. Außerdem ist Eishockey der schnellste Mannschaftssport, da passiert richtig was und es knallt auch mal.“ Andrea wirft ein: „Aber auf keinen Fall sollen die Leute Sorge haben, dass sie den Puck nicht sehen – das ist nämlich Quatsch.“ Außerdem gäbe es beim Eishockey „richtige“ Ergebnisse, sagt Thomas, in 60 Minuten Spielzeit würde jede Minute ausgespielt und es gäbe immer Tore. „Du kommst hierher und kennst die Gesichter, auch wenn du mal lange nicht da warst,“ sagt Bernd. „Und die Fans sind eine unglaublich offene Truppe, da ist man ganz schnell mittendrin und lernt Leute kennen.“


Ein ganz großes Dankeschön an die fünf netten Fans, die mir so leidenschaftlich von ihrem Lieblingssport erzählt haben.
Der Fanbeirat des EHC Freiburg hat übrigens auch eine Facebookseite.

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