Wenn nachts die Funken sprühen: Nachtarbeiten
Wenn Sie in der Nähe von Stadtbahngleisen wohnen oder ab und zu nachts unterwegs sind, haben Sie es vielleicht schon mal beobachtet: Es sprühen Funken, es wird fleißig gearbeitet – kurz: es finden Schweiß- und Schleifarbeiten statt.
Diese werden jedes Jahr ca. zwischen März und November von einer Fachfirma ausgeführt. Aber was passiert bei diesen Nachtarbeiten und warum müssen sie gerade nachts stattfinden? Wir erklären eins nach dem anderen:
Was wird bei den Nachtarbeiten genau gemacht?
Durch das Befahren mit den Straßenbahnen wird an den Gleisen und Weichen kontinuierlich Material abgetragen, d.h. es tritt Verschleiß an Gleisen und Weichen auf. Ein paar Beispiele: Es bilden sich Ausfahrungen an den Fahrköpfen der Bogengleise und in den Flachrillen der Herzstücke von Weichen und Kreuzungen bilden sich Vertiefungen. Auch die Weichenzungen verschmälern sich.
Dieser Materialabtrag wird durch das Aufschweißen von Material wieder ausgeglichen, nicht zu 100 Prozent, sonst würden die Gleise ja ewig halten, aber zu einem Großteil.
Zunächst wird die Schiene für das Auftragsschweißen vorbereitet und gegebenenfalls die Anschlussflächen geschliffen, so dass das Schweißgut eine gute und saubere Auflagerfläche hat. Dann wird das Schweißmaterial Raupe um Raupe an der Verschleißstelle aufgetragen. Zum Schluss muss das überstehende Material, also das Material das über das Normalprofil der Schiene hinaussteht wieder weggeschliffen werden, damit die richtige Kontur der Schiene entsteht, die zum Rad der Straßenbahn passt.
Gerade diese Schleifarbeiten zum Schluss des Aufschweißprozesses sind leider sehr lärmintensiv. Das Schweißen selbst ist leise.
Warum sind diese Arbeiten wichtig?
Durch das Aufschweißen wird die geforderte Spurweite 1.000 mm wieder hergestellt, die sich durch den Verschleiß vergrößert hat. Hier gibt es strikte Vorgaben, in welchen Grenzen sich die Spur bewegen darf, damit die Spurführung der Straßenbahn gewährleistet bleibt.
Weiterhin wird die Standzeit der Gleise erhöht, weil das Auftragsschweißen im „Leben“ einer Schiene mehrfach wiederholt wird. Dem sind aber Grenzen gesetzt, weil sich durch das wiederholte Aufschweißen die Metallurgie der Schiene langsam immer mehr verschlechtert. Deswegen müssen ab und an auch die kompletten Gleise erneuert werden.
Warum müssen diese Arbeiten nachts gemacht werden?
Diese Arbeiten finden direkt an der Schiene statt. Deshalb können diese Arbeiten erst zu einem Zeitpunkt beginnen, an dem der Fahrzeugtakt schon stark ausgedünnt ist, auch in Abhängigkeit davon, welcher Streckenabschnitt bearbeitet wird bzw. wie viele Stadtbahnlinien darauf fahren. Richtig arbeiten kann man erst, wenn keine Bahn mehr fährt, also in der nächtlichen Betriebspause. Zudem gibt es beim Vorgang des Auftragsschweißens – je nach Geometrie der Gleise – Zwischenzustände, die eine Befahrung mit einer Bahn technisch nicht zulassen.
Ist es nicht möglich tagsüber zu arbeiten?
Unsere Instandhaltung würde sich auch freuen, wenn die Arbeiten tagsüber durchgeführt werden könnten. Tageslicht würde insbesondere die händischen Schweiß- und Schleifarbeiten an den Weichen erleichtern. Und natürlich würden wir auch gerne die AnwohnerInnnen von dem nächtlichen Arbeitslärm erlösen. Allerdings wäre das keine attraktive Lösung für unsere Fahrgäste, die dann immer wieder an unterschiedlichen Stellen auf die Stadtbahn verzichten müssten. Zusätzlich müsste dann immer ein Schienenersatzverkehr organisiert werden. Daher verlegen wir die Arbeiten lieber in die Nacht, um den ungestörten Tagesverkehr gewährleisten zu können.
Wie lange dauern die Arbeiten in der Regel?
Das ist fast nicht zu beantworten, weil die Ausführungsdauer von ganz vielen Faktoren abhängt. Wenn so eine komplexe Anlage wie z.B. am Bertoldsbrunnen schweiß- und schleiftechnisch überarbeitet werden muss, brauchen wir mehrere Wochen. Das hängt auch damit zusammen, dass es an den Weichen Arbeiten gibt, die nur von wenigen Spezialisten ausgeführt werden können, in Handarbeit. Außerdem hängen die Arbeiten generell vom Wetter ab – es darf zum Beispiel nicht regnen. Für normale Ausfahrungen an Streckengleisen werden Schweißautomaten eingesetzt, die sich für das Aufbringen des Schweißgutes Zentimeter für Zentimeter vorwärts bewegen und in einer Nachtschicht eine Schiene von ca. 30 m Länge bearbeiten können.
Wie werden die AnwohnerInnen informiert? An welche Stelle können sie sich bei Fragen wenden?
Es werden Anwohnerformationen in Form eine Flyers in die Briefkästen verteilt, die leider manchmal als Werbung entsorgt werden – also bitte genau die Einwürfe durchschauen. Zusätzlich informieren wir über die Baustellenseite unserer VAG Homepage.