Einblicke

Was ist los mit den Schienen im VAG Netz? Teil 2

Bereits im September 2015 haben wir von der ungewöhnlichen Abnutzung der Schienen im Bereich der neuen Endhaltestelle Gundelfinger Straße berichtet. Wie versprochen, möchten wir Sie auf dem Laufenden halten.

Wie sind Straßenbahnschienen aufgebaut?

Für ein besseres Verständnis eine kurze Erklärung: Unsere Gleise bestehen aus zwei Schienen und Spurstangen, die beide Schienen verbinden und auch den Abstand zwischen den beiden Schienen fixieren. Damit es nicht zu starken Vibrationen kommt wenn eine Straßenbahn über die Schienen fährt, erzeugt man eine sogenannte elastische Entkopplung zwischen den Schienen und dem Unterbau, Längsbalken aus Beton. Auf den Bildern kann man den Aufbau ganz gut erkennen.

Wurde bei den Schienen im Bereich Zährigen etwas besonderes festgestellt?

Wenn Sie auf der Strecke selbst unterwegs sind, ist es Ihnen bestimmt aufgefallen: zur Überprüfung des Schienenunterbaus wurden Bereiche mit auffälliger Abnutzung freigelegt. Dabei zeigten sich keine Setzungen, das heißt der Boden hat sich nicht durch die neuen Gleise gesenkt. Es konnten auch keine anderen Auffälligkeiten festgestellt werden.

Auch wurden in diesen Bereichen die Schienenbefestigungsschrauben überprüft und nachjustiert, ebenso wie einige Spurstangenverschraubungen. Dies hat sicherlich auch zur Stabilisierung des Verschleißbildes beigetragen. Dabei muss man aber sagen, dass keine Schrauben gar locker oder lose waren. Wie beim Reifenwechsel am Auto: auch hier werden die Schrauben mit einem bestimmten Drehmoment angezogen. Wenn man eine Weile gefahren ist, sind die Schrauben zwar nicht locker, sollten aber nochmal nachgezogen werden.
Allerdings kann ein nicht ausreichendes Drehmoment beim Überfahren der Schienen dazu führen, dass die Gleise den einwirkenden Seitenkräften eher „nachgeben“.

Parallel zu unseren Untersuchungen wurde ein entnommenes Schienenstück, welches von dem Verschleiß betroffen war, von Gutachtern untersucht. Die geforderte Schienenqualität und Norm wurde der VAG nochmals bestätigt. Daran konnte es also auch nicht liegen.

Und was ist mit den weiteren angekündigten Untersuchungen durch Experten?

Nach der Winterperiode fanden im März diesen Jahres sogenannte dynamische Messungen statt. Dabei wurde eine mit Gewichten beladene Straßenbahn mit diversen Messtechniken versehen, um das Schienen- als auch das Rad-Schiene-Verhalten während des Befahrens aufzunehmen.

Gespannt warteten wir alle auf die Ergebnisse der Messungen. Ganz so einfach und eindeutig, wie man sich so ein Ergebnis wünschen würde, war es nicht. Eine eindeutige Ursache für den Verschleiß konnte nicht bestimmt werden. Stattdessen kam heraus, dass mehrere Faktoren zu der erhöhten Abnutzung führen können.

Die Messergebnisse ließen darauf schließen, dass streckenweise die Radreifen der Straßenbahn beim Befahren der Gleise länger an den Schienen „anhaften“. Das verursacht hohen Verschleiß der Schienen und auch der Radreifen. Auch unsere GT8Z-Straßenbahnen, die auf dieser Strecke hauptsächlich zum Einsatz kommen, sind ein Faktor bei der ungewöhnlichen Abnutzung. Jeder Fahrzeugtyp hinterlässt ein typisches „Verschleißbild“. Da hier bisher nur vorwiegend ein Typ Straßenbahn fahren kann, summiert sich der Verschleiß an diesen bestimmten Stellen. Sonst verteilen sich individuelle Verschleißbilder gleichmäßiger, wenn unterschiedliche Bahnen fahren. Nach dem Umbau am Siegesdenkmal können auch andere Fahrzeuge nach Zähringen eingesetzt werden.

Diese Vermutungen passten zu den Ergebnissen unserer eigenen Verschleißmessungen, die wir seit Juni 2015 durchgängig durchgeführt haben.

Grundsätzlich, und das haben die Messergebnisse ebenfalls bestätigt, hat sich die Abnutzung in den letzten Jahren, bedingt durch die gestiegenen Fahr- und Beförderungslesitungen entsprechend erhöht.

Und die Lösung des Problems?

Durch den vermehrten Einsatz von Spurkranzschmieranlagen an den GT8Z-Fahrzeugen wird der Verschleiß von Rad und Schienen stark reduziert. Diese Anlagen werden bei den GT8Z-Straßenbahnen im Rahmen der Fahrzeugsanierung eingebaut. Durch sie werden Reibungskräfte und somit auch die Abnutzung von Schienen und Radreifen reduziert.

Grundsätzlich hat sich der Verschleiß in den vergangenen Monaten deutlich verlangsamt und hat sich den „üblichen Werten“ angenähert. Die generell steigenden Fahr- und Beförderungsleistungen bedingen aber auch weitere notwendige Pflegemaßnahmen an Schienen und Weichen.
So werden auch dieses Jahr die Monate bis Oktober genutzt, um im gesamten Netz verteilt, also auch in Zähringen, diese Arbeitsumfänge durchzuführen.

Weiterhin arbeitet die VAG daran, die Abnutzung der Gleise rundum zu untersuchen und die Problematik nachhaltig zu lösen.

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2 Kommentare

    1. Es ist gur, dass so schnell eine Lösung gefunden wurde. Ich hoffe dennoch nicht, dass die Linie 4 einige Zeit schon wieder gesperrt wird wegen dieser Arbeiten. Die Linie 5 fährt ja leider auch nicht bis Gundelsfingen, sondern nur bis Hornusstraße – jedenfalls meistens.

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