Ausnahmesituation Schwerpunktkontrolle
Die Bahn hält und jetzt muss es schnell gehen. Zig Fahrscheine in kürzester Zeit kontrollieren, so dass die Straßenbahn möglichst ohne größere Verzögerung weiterfahren kann, aber auch alle Fahrgäste im Fahrzeug kontrolliert wurden. Die Rede ist von einer Schwerpunktkontrolle. Wir haben ja schon mal berichtet, wie unsere Fahrausprüfer normalerweise unterwegs sind: In kleineren Teams sind die Kollegen im VAG-Netz unterwegs und fragen Fahrgäste nach dem Fahrausweis. Das hier ist eine ganz andere Situation.
Was ist eine Schwerpunktkontrolle?
Bei einer Schwerpunktkontrolle steigen die Fahrausweisprüfer nicht nur in kleinen Teams ein und fahren bei der Kontrolle der Fahrscheine mit, sondern das Fahrzeug wird an der Haltestelle angehalten. Eine größere Gruppe Kollegen und prüft möglichst schnell alle Fahrausweise im ganzen Fahrzeug.
Warum wird sie durchgeführt?
Wir verstehen, dass die Verzögerung durch eine Schwerpunktkontrolle für Fahrgäste mit gültigem Fahrschein ärgerlich sein kann. Aber sie sind sehr wichtig für alle. Durch Schwarzfahrer entstehen dem RVF jedes Jahr große finanzielle Einbußen in Millionenhöhe. Mit den Kontrollen sollen nichtzahlende Fahrgäste zu zahlenden Fahrgästen gemacht werden. Übrigens: Durch das erhöhte Beförderungsentgelt (kurz EBE) wird keinesfalls Gewinn gemacht. Allein der personelle Aufwand ist dafür zu hoch. Wenn es allerdings keine Kontrollen geben würde, wäre für einige Fahrgäste die angebliche „Freifahrt“ wohl sehr verlockend.
Bei Schwerpunktkontrollen ist ein größeres Team von Fahrausweisprüfern unterwegs. Sie warten an einer Haltestelle und kontrollieren ganze Fahrzeuge in einem Rutsch. Die Straßenbahn fährt dann während der Kontrolle nicht weiter, sondern wartet, bis alle Fahrgäste ihren Fahrausweis gezeigt haben. Das ist bei der regulären Fahrausweisprüfung nicht möglich – da wird nach und nach während der Fahrt geprüft. Da kann auch schon mal jemand aussteigen, bevor er/sie den Fahrschein zeigen musste. So sind Schwerpunktkontrollen zwar aufwendiger, aber auch „gründlicher“.
Wie oft und wo finden diese Kontrollen statt?
Natürlich können wir nicht offenbaren, wann und wo genau die nächste Schwerpunktkontrolle stattfindet, aber sie werden relativ oft im Jahr durchgeführt und manchmal auch relativ spontan.
Was ist an dieser Art von Kontrolle für die Kollegen so besonders?
Der Zeitdruck ist bei so einer Schwerpunktkontrolle gleich viel höher. Das Fahrzeug und die darin sitzenden Fahrgäste sollen ja nicht lange aufgehalten werden. Deswegen muss es flott gehen, aber trotzdem gründlich kontrolliert werden. Das heißt nicht, dass unsere Fahrgäste in Hektik geraten müssen. Zeigt einfach ganz normal euren Fahrschein. Schwierig wird es erst, wenn jemand keinen Fahrschein hat und sich nicht kooperativ zeigt. Das kann zu Diskussionen führen, die auch für unsere Kollegen manchmal unangenehm werden. Denn ihnen wäre es natürlich auch lieber, wenn jeder einen gültigen Fahrschein dabei hätte. Ausnahmen können sie nicht machen: Sie können nur davon ausgehen, was sie in dem Moment sehen. Sonst wäre es für die anderen Fahrgäste ungerecht.
Wann wird die Polizei dazugerufen?
Schwarzfahren ist eigentlich ein umgangssprachlicher Begriff für das Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln ohne einen gültigen Fahrschein. Manch einer hält dies für ein Kavaliersdelikt, dabei handelt es sich um den Verdacht auf eine ernste Straftat. Diese lautet „Erschleichen von Leistungen“ und findet sich im Strafgesetzbuch unter §265a. Wenn ein Fahrgast ohne gültigen Fahrschein erwischt wird und sich nicht ausweisen kann oder will, müssen die Fahrausweisprüfer die Polizei dazuziehen, um die Personalien zu bestimmen. Manchmal kommt es auch zu brenzligen Situationen: Der Fahrgast wird beleidigend, im schlimmsten Fall handgreiflich – auch dann wird die Polizei eingeschaltet.
Was passiert, wenn man keinen Fahrschein vorzeigen kann, könnt ihr in einem anderen Blogbeitrag lesen. Wir haben auch schon mal einen Fahrausweisprüfer begleitet und von seinen Erfahrungen erzählt.