Netzgeschichten

Die Geschichte der Schauinslandbahn

Gemeinsam Denkmale erhalten – so lautete das Motto des diesjährigen Tag des offenen Denkmals, welcher am Sonntag, den 11.09.2016 bundesweit stattfand. Zahlreiche Besucher informierten sich in Ausstellungen und persönlichen Gesprächen über die Geschichte der Schauinslandbahn. Für all diejenigen, die keine Zeit hatten hier noch einmal ein Blick in die Vergangenheit.

Von der Idee zum Bau

Die Eröffnung der Schauinslandbahn ist nun bereits über 86 Jahre her. Die Idee dazu hatte Prof. Georg Benoit von der Technischen Hochschule Karlsruhe jedoch bereits 1909. Zwei Jahre später stellte Benoit eine Projektstudie vor, welche Geschwindigkeit, Förderleistung und vieles mehr konkret benannte. Lange Zeit wurde sein Vorschlag jedoch nicht ernst genommen, da die Idee des Baus einer Eisenbahnlinie auf den Schauinsland bevorzugt wurde. Mehrere Vorschläge zur Linienführung wurden diskutiert. Über Merzhausen, Au, durch das Katzental nach Horben und weiter über den Gieshübel zur Schauinsland-Halde war einer der vielversprechendsten. Doch diese Pläne wurden von den zuständigen Behörden immer wieder abgelehnt, sodass die Straßenbahndirektion 1920 empfahl das Schauinslandbahnprojekt aufzugeben. Nur zehn Jahre vor der Eröffnung der Schauinslandbahn wurde die Idee also vollständig verworfen.

Bereits 1925 gründeten Freiburger Bürger und der Verkehrsverein jedoch die Schauinslandbahn-Studiengesellschaft, welche fest entschlossen war eine Seilbahn im kontinuierlichen Umlaufsystem zu bauen. Das unter der Führung von Prof. Benoit umgearbeitete Projekt der Seilschwebebahn wurde 1927 dem Finanzministerium in Karlsruhe vorgelegt und ein Jahr später bewilligt. Die Schauinslandbahn-Aktiengesellschaft wurde gegründet, die neben der Kapitalbeschaffung auch für die Planung und Projektabwicklung zuständig war. Die Grundsteinlegung für das 2,15 Mio. Reichsmark teure Großprojekt war am im Mai 1929.

Die Eröffnung

Der Bau der Seilbahn verlief problemlos und so war es am 17.07.1930 dann soweit: Die erste Großkabinen-Seilschwebebahn im Umlaufsystem der Welt wurde eröffnet. Mit einer Länge von 3,6 Kilometern ist die Bahn bis heute eine der längsten in Europa. Die Bahn war bei der Eröffnung mit 10 Kabinen ausgestattet, die jeweils von einem Schaffner begleitet wurden. Jede Kabine fasste 23 bis 25 Fahrgäste und war für damalige Verhältnisse sehr luxuriös ausgestattet.

Die Talstation der Schauinslandbahn in den 30er Jahren.
Die Talstation der Schauinslandbahn in den 30er Jahren.

Von der alten zur neuen Schauinslandbahn

Zwei Jahre später kam es zum bisher einzigen Unglück im ansonsten reibungslos funktionierenden Betriebsablauf. Ein Schaffner kuppelte nur eines der beiden Zugseile, was zum Absturz der Kabine führte und drei Tote zur Folge hatte. Während des Zweiten Weltkriegs stiegen die Fahrgastzahlen dann auf 240.000 pro Jahr, obwohl in den Jahren 1944 und 1945 wegen der permanenten Fliegerbedrohung nur nachts gefahren werden konnte. Gerade in dieser Zeit kam der Schauinslandbahn eine wichtige Aufgabe zu. Sie musste unter anderem die auf dem Berg eingerichteten Ausweichlazarette versorgen. Am 3. Dezember 1944 wurde die im Hotel Kyburg untergebrachte Universitätsklinik von Fliegern angegriffen. Trotz starken Sturms wurden noch in derselben Nacht über hundert Kinder mit der Schauinslandbahn in ein Notquartier auf den Berg befördert.

Die Talstation der Schauinslandbahn in den 50er Jahren.
Die Talstation der Schauinslandbahn in den 50er Jahren.

1968 wurde die Stadt Freiburg alleiniger Besitzer der Seilbahn. Die Übernahme durch die Freiburger Verkehrs AG erfolgte dann im Jahr 1982 nachdem sich die Schauinsland GmbH aufgelöst hatte. 1986 entschied man sich für den Umbau zu einer leistungsfähigeren und wirtschaftlichen Bahn. Alle elektrischen und mechanischen Anlagen wurden komplett erneuert. Die Großraumkabinen wurden außer Dienst genommen und durch kleinere, schaffnerlose Kabinen ersetzt. Der 9 Mio. D-Mark teure Umbau verzögerte sich etwas und so konnte die Seilbahn erst am 6.12.1988 wieder in Betrieb genommen werden. Durch den Umbau konnte eine Verdoppelung der Leistungsfähigkeit gegenüber der alten Schauinslandbahn erzielt werden. In nunmehr 37 Kabinen können seither bis zu 700 Personen stündlich in jede Richtung befördert werden.

Seit 2009 leisten alle Fahrgäste einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, denn mit dem Auto würden auf der gleichen Strecke 60 Mal mehr CO2 ausgestoßen werden. Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass die Schauinslandbahn, wie alle anderen VAG-Bahnen, seit 1. Januar 2009 mit 100 % Ökostrom betrieben wird.

Ab November 2012 wurde die Seilbahn für rund drei Millionen Euro generalüberholt. Zwei der vier Tragseile wurden. Darüberhinaus wurden Elektrik, Antrieb und Bremsen erneuert. Am 30. April 2013 ging die Seilbahn wieder in Betrieb.

Heute

Die Besucherzahlen sind seit 2003 jährlich gestiegen. Im Jahr 2015 konnte die Schauinslandbahn 340.000 Fahrgäste verzeichnen. Immer mehr Angebote lassen den Berg noch attraktiver werden. Entspannung und Genuss, aber auch vielfältige Sportmöglichkeiten sind geboten.

Für die Barrierefreiheit der Schauinslandbahn wurde und wird auch in Zukunft viel getan. Zum Beispiel werden in Berg- und Talstation die barrierefreien Toiletten bis Ende 2016 vollständig saniert und ausgebaut.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.schauinslandbahn.de oder unter 0761 4511-777.


Der Beitrag wurde von Markus Mauch verfasst. Er ist Praktikant bei der Schauinslandbahn.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
VAG Blog