19. Mai 2025 - 15:37 Uhr
Großprojekt Gleissanierung im Freiburger Nordwesten: Bauleiter Max Konopka von der VAG gibt Einblicke in Planung, Herausforderungen und Zusammenarbeit mit Stadt & Firmen.
Aufgewachsen ist Max Konopka gegenüber dem Betriebshof der VAG. Beim Blick über die Straße konnte er als Kind schon beobachten, was beim Freiburger Verkehrsunternehmen vor sich ging. Mit dem Wachsen des Straßenbahnnetzes in Freiburg hat auch sein Interesse am Bau und an der Planung der Gleise zugenommen. Heute ist er selbst dafür verantwortlich und arbeitet in der Abteilung Infrastruktur der VAG. Sein jüngstes Projekt: die Baustelle im Freiburger Nordwesten. Im Interview erzählt der Bauleiter über die Herausforderungen eines solchen Großprojekts.
Max Konopka: Bei der Deutschen Bahn oder der Autobahn GmbH hatte ich zuvor schon viele Erfahrungen gesammelt. Trotzdem war die Umstellung groß – innerstädtisches Bauen ist etwas ganz Anderes. Man kann nicht auf einer freien Strecke planen, es gibt andere Herausforderungen: Die Verkehrsführung ist viel komplexer, die Wege von Fußgängerinnen oder Radfahrern müssen berücksichtigt werden. Und für die Bauausführung und das Abstellen von Material oder Geräten gibt es viel weniger Platz. Bei dem Projekt musste ich außerdem quasi auf einen fahrenden Zug aufspringen. Die Planungen waren ja schon weit fortgeschritten.
Max: Im Optimalfall beginnen die Planungen etwa drei Jahre im Voraus. Allein wegen unzähliger Abstimmungen mit beteiligten Akteuren ist dies nötig. Wir müssen sehr viele Auflagen einhalten und Genehmigungen einholen. Eine gute Planung ist entscheidend. Je besser geplant wird, desto reibungsloser läuft die Umsetzung.
Max: Das fängt bei den Fachplanern an, geht bei den Behörden für Genehmigungen weiter. Beim Umwelt- und Naturschutz müssen wir viele Vorschriften berücksichtigen. Förderanträge müssen frühzeitig gestellt werden. Die internen Betriebsabläufe, wie die Fahrplanung, müssen berücksichtigt werden. Schließlich muss der Schienenersatzverkehr organisiert werden. Bei der Stadt laufen die Fäden für alle Baustellen bei der zentralen Baustellenkoordination zusammen. So erfahren wir auch, welche anderen Maßnahmen noch geplant sind. Wir versuchen dann, so viele anstehende Arbeiten wie möglich gemeinsam zu erledigen, damit Anwohnende oder Pendler nicht mehrfach beeinträchtigt sind. Bei der aktuellen Baumaßnahme koordinieren wir uns mit dem Garten- und Tiefbauamt der Stadt, mit der Badenova oder anderen Firmen. Später kommen natürlich noch die ausführenden Firmen mit ins Spiel.
Max: Da haben wir bei der VAG über die Jahre aus vielen Baumaßnahmen unsere Erfahrungswerte. Förderanträge müssen wir beispielsweise frühzeitig stellen, auch die Auflagen für den Umwelt- und Naturschutz müssen rechtzeitig mitgedacht werden. Je nach Thema und Projektpartner stimmen wir uns ab. Manchmal genügt ein Anruf. Häufig sind aber regelmäßige Austausche mit vielen Akteuren nötig. Dann gibt es beispielsweise einen Vor-Ort-Termin mit Umweltplanerinnen, Kartierern, ökologischen Baubegleitern, Verantwortlichen für den Baumschutz und Verantwortlichen der Naturschutzbehörden. Als Projektplaner achte ich darauf, dass jeder Akteur seine Rolle erfüllen kann.
Max: Das ist immer ein fließender Prozess. Die Grobplanungen stehen in der Regel etwa ein Jahr vor dem Baubeginn. Dann geht es an die Feinplanung. Und erfahrungsgemäß kommen dann noch viele kleinere und größere Änderungen hinzu: zum Beispiel zusätzliche Maßnahmen, die parallel ausgeführt werden. Bei der aktuellen Maßnahme kam so der Austausch von Fahrleitungen noch nachträglich dazu. Und viele Details müssen noch Schritt für Schritt geklärt werden.
Max: Unsere Instandhaltung unternimmt regelmäßig Inspektionen und Begutachtungen und prüft den Verschleiß von Gleisen oder Haltestellen – zum Teil als Sichtprüfung und zum Teil auch digital. Dazu haben wir natürlich Erfahrungswerte. Bei Gleisen liegt die Lebensdauer im Schnitt bei 20 bis 30 Jahren. Wir wissen also, wo wir genauer hinschauen müssen. Die Strecke in Landwasser wurde zum größten Teil zuletzt 1985 erneuert. Der Streckenabschnitt hat also sehr lange gehalten, aber die Grundsanierung ist dringend nötig.
Max: Eine gute Bauablauflanung erfordert gute Pläne: Zunächst klären wir mit einem Übersichtslageplan, was wo gemacht werden muss. Zu den Gewerken gibt es einzelne Pläne: zum Beispiel einen Kabellehrrohrplan, einen Haltestellenplan, einen Fahrleitungsplan, und diese Pläne benötigen dann alle Gewerke. Danach folgt der sogenannte Bauzeitenplan: Was wird wann gemacht, sodass sich die Firmen nicht in die Quere kommen. Dieser Plan ist dann die Grundlage für die Ausschreibungen. In Landwasser gibt es dann drei verschiedene große Ausschreibungen – und viele kleinere: Die großen sind die Fahrleitungen, Elektrotechnik sowie der Tief-, Gleis- und Straßenbau.
Max: Das trifft es ziemlich gut. Wenn man so will, sind die größten Teile des Puzzles der aktuellen Baumaßnahme zwei Kilometer Gleis, sieben Weichen, 800 Meter Fahrleitung, Signalanlagen, Haltestellen oder die Ladetechnik. Dazu kommen noch viele weitere kleinere Puzzlestücke wie Schmieranlagen, Koppelspulen, Rohre und vieles mehr. Und beim Puzzlespiel muss man dann genau darauf achten, welches Teil ich wann verwenden darf. Tiefbauarbeiten bei der Ladetechnik müssen beispielsweise vor dem Aufbau der Ladestation erledigt werden. Sonst funktioniert die Logistik nicht.
Max: Los geht das bereits bei Treffen mit den Bürger- oder Ortsteilvereinen. Dort werden die Pläne vorgestellt. Die weitere Kommunikation übernehmen unsere Angebotsplanung und unser Kommunikationsteam. Sobald die wichtigsten Informationen feststehen und sich nicht mehr allzu viel an den Planungen ändert, informieren wir auf unserer Webseite darüber. Das Team versucht, alle wichtigen Fragen auf einer Übersichtsseite so früh wie möglich zu beantworten. Betroffene Anwohnende informieren wir mit Flyern. Dazu nutzen wir die gängigen Kanäle: Presseinfos, Newsletter, Social Media, die Brettlektüre, aber auch die Monitore der Fahrzeuge und natürlich die Anzeigetafeln an den Haltestellen. Wichtig sind auch die Durchsagen in Bus und Bahn, die wir schon früh vorbereiten. Für die Beschilderungen vor Ort ist dann eine externe Firma mit einem Verkehrszeichenplaner zuständig. Natürlich schauen wir uns das gemeinsam mit den Experten des Garten- und Tiefbauamtes noch einmal an. An den ersten Tagen des Baustellenstarts sind bei größeren Maßnahmen noch Servicekräfte der VAG vor Ort und informieren über die Änderungen.
Max: Auch hier helfen uns unsere Erfahrungswerte weiter. Alle erfolgten Maßnahmen haben wir ausgewertet. Wir haben Anpassungsfaktoren festgelegt und preisen etwa die Inflation und andere Kostenveränderungen ein. Zwei bis zweieinhalb Jahre vor Baustart müssen wir schon Förderanträge stellen und haben schon eine erste grobe Kostenschätzung. Es zeigt sich: Je besser die Planung, desto genauer lassen sich die Kosten kalkulieren.
Max: Genau, das macht uns für Ausschreibungen ganz konkrete Vorgaben. Erfahrungsgemäß dauert es mindestens drei Monate von der Erarbeitung bis zur Auftragsvergabe. Die Angebotsphase dauert dann etwa 30 Tage, danach kommen Bewertungsphase, Beauftragungsphase, und es finden Bietergespräche statt. Um möglichst viele und vor allem kostengünstige Angebote zu bekommen, müssen wir bei der Ausschreibung die goldene Mitte treffen. Nicht zu früh – sonst ist die Ausführung für viele Firmen noch zu weit weg, um sich darauf einstellen zu können. Und auch nicht zu spät – sonst haben die Firmen zum Teil schon keine Kapazitäten mehr.
Max: Das hängt von ganz vielen Faktoren ab. Was können wir technisch überhaupt selbst machen? Wofür haben wir genügend Kapazitäten? Unsere Instandhaltung kann viele kleinere und mittlere Aufgaben erledigen. Aber wir haben beispielsweise keine Groß- und Spezialmaschinen wie eine große Baufirma. Bei der Bauüberwachung oder der Ausführungsplanung werden wir, sofern unsere Kapazitäten erschöpft sind, auch von einem Ingenieurbüro unterstützt.
Max: Am Anfang, ja. Die beauftragten Firmen übernehmen den Auf- und Umbau, Absperrungen, Verkehrssicherung, Verkehrsführung oder das Einrichten der Baufelder bevor es dann in den eigentlichen Bau startet. Meine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass die vorgegebenen Pläne auch umgesetzt werden. Dann findet eine Verkehrsabnahme statt, ich führe Protokoll – und gebe dann einen Auftrag für Nachbesserungen. Schließlich müssen die Firmen die vorgegebene Qualität sicherstellen. Das kann man sich vorstellen wie wenn ein Bauunternehmen eine Wohnung übergibt. Mängel in der Verkehrsführung und Baustelleneinrichtung werden erfasst – und müssen nachgebessert werden.
Max: Erfahrungsgemäß dauert das immer einige Tage. Für Fahrgäste oder Verkehrsteilnehmende bedeuten die Baumaßnahmen ja eine große Umstellung. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und muss sich an die Veränderungen erst gewöhnen.
Max Konopka, Jahrgang 1986, ist seit August 2024 bei der Freiburger Verkehrs AG. Der gebürtige Freiburger hat in Saarbrücken, Metz und Luxemburg Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Baubetrieb studiert. Vor seiner Zeit bei der VAG hat er 10 Jahre bei der DB Netz AG und drei Jahre bei der Autobahn GmbH in der Projekt- und Bauleitung gearbeitet. „Von der DB bin ich jetzt zur kleinen Eisenbahn gekommen“, sagt er liebevoll über die VAG. Aufgewachsen im Haierweg – gegenüber dem Betriebshof der VAG – war er schon immer räumlich nah mit der VAG verbunden. Konopka ist verheiratet und hat einen Sohn.
Fotos: Anja Thölking/VAG Freiburg
Text: Dierolf Jens
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