Nachhaltigkeit

Ein Kraftakt für den Klimaschutz: Was der Umstieg auf E-Busse für die VAG in Freiburg bedeutet

Leise, klimafreundlich, energieeffizient: In großen Schritten geht der Ausbau unserer E-Busflotte in Freiburg voran. Zu unseren 17 Stromern sind nun sechs weitere hinzugekommen. Der Umstieg läuft auf vollen Touren. Hinter den Kulissen bedeutet dies große Herausforderungen für viele Abteilungen. Doch unser Ziel ist klar: Mehr nachhaltige Mobilität. Hier beantworten wir die häufigsten Fragen.

  1. Wie hat die VAG mit dem Umstieg auf E-Mobilität bei den Bussen begonnen?
  2. Wie waren die Erfahrungen mit der Pilotlinie und danach?
  3. Wie ging es nach der Pilotlinie weiter?
  4. Welche Buslinien werden als nächstes auf Elektroantrieb umgestellt?
  5. Lohnt sich der Umstieg auf E-Mobilität überhaupt finanziell?
  6. Strom ist zuletzt immer teurer geworden. Sind Dieselbusse dann nicht viel günstiger?
  7. Welche Fördermittel erhält die VAG?
  8. Welche Bus-Typen sind in Freiburg unterwegs? Und warum genau diese?
  9. Wie sind die Solaris-Busse ausgestattet?
  10. Gibt es weitere Extras?
  11. Nun kommen bald eCitaros von Daimler. Welche Unterschiede gibt es zwischen den verschiedenen Bustypen?
  12. Wie und wo werden die E-Busse geladen?
  13. Wo befindet sich die Lade-Infrastruktur?
  14. Oft gibt es Kritik an den Herstellungsbedingungen der Batterien? Sind Verbrennermotoren hier nicht klar im Vorteil?
  15. Was passiert beim Umstieg auf E-Mobilität bei euch noch alles hinter den Kulissen?
  16. Welche generellen Herausforderungen gibt es dabei fürs Personal?
  17. Welche neuen Aufgaben kommen auf das Fahrpersonal zu?
  18. Warum setzt die VAG auf E-Busse?
  19. Wie sieht es mit der Energieeffizienz von Elektrobussen aus?
  20. Es gibt viele verschiedene Techniken. Warum setzt ihr auf Batterie-E-Busse?
  21. Welchen Anteil des Stroms kann die VAG selbst produzieren?
  22. Es gab Berichte über Brände von E-Bussen und Bushallen in anderen Städten. Habt ihr den Brandschutz bei eurem Sicherheitskonzept mitgedacht?
  23. Und wie sehen diese Schutzmaßnahmen konkret aus?
  24. Welche Vorteile bieten die E-Busse für Fahrgäste oder das Fahrpersonal?

Wie hat die VAG mit dem Umstieg auf E-Mobilität bei den Bussen begonnen?

Schon seit Jahren ist dies eines der dominierenden Themen bei der VAG. Ende 2016 erfolgten zusammen mit dem Fraunhofer Institut erste Voruntersuchungen, und es wurden Einführungsszenarien erarbeitet. Nachdem sich erste technische Serienlösungen abzeichneten, haben wir 2018 begonnen, die dafür nötige Ladetechnik aufzubauen und die ersten zwei Busse für die Pilotlinie 27 (Herdern) beschafft. Im Februar 2020 ist diese dann gestartet. Dabei wurden und werden wichtige Erfahrungen für die weitere Umstellung gesammelt. Denn die Technologie ist neu für uns, unsere Mitarbeitenden müssen sich umstellen und lernen, mit den technischen Herausforderungen umzugehen. Schließlich sollen beim weiteren Ausbau unangenehme Überraschungen vermieden werden.

Einer der beiden E-Busse auf der Pilotlinie 27
Einer der beiden E-Busse auf der Pilotlinie 27

Wie waren die Erfahrungen mit der Pilotlinie und danach?

Alles in allem sehr gut. Die E-Busse laufen zuverlässig. Einige Kinderkrankheiten bei der Technik sind uns aufgefallen, und wir konnten diese heilen. Insbesondere durch eine Optimierung der Ladezyklen konnten wir Verbesserungen erreichen. Genau dieser Lerneffekt ist für uns enorm wichtig. Denn mit jeder erkannten Herausforderung lernen wir dazu. Auch die Rückmeldungen unserer Fahrgäste, unseres Fahrpersonals, sowie der Anwohnenden an der Strecke sind fast ausschließlich positiv.

Wie ging es nach der Pilotlinie weiter?

Zum September 2022 haben wir vier neue Linien auf den Elektrobusbetrieb umgestellt. Dies betrifft die Linie 11 (Haid – St. Georgen – Hauptbahnhof), die Linie 14 (Haid – Am Kirchacker – Eschholzstraße – Hauptbahnhof), die Linie 19 (Paduaallee – Lehen-Ziegelei) und die Linie 24 (Haid – Rieselfeld – Paduaallee – Mooswaldallee – Gundelfingen). Nach der Pilotlinie sind im Jahr 2022 insgesamt 10 neue elektrische Gelenk- und 5 weitere elektrische Solobusse hinzugekommen. Sechs weitere E-Solobusse werden ab September/Oktober 2023 geliefert. Zum Vergleich: Zum Start der Pilotlinie 2019 hatten wir 65 Dieselbusse in unserem Fuhrpark. Der E-Bus-Ausbau soll Schritt für Schritt weitergehen. Bis zum Sommer 2025 werden wir voraussichtlich schon 45 Stromer im Einsatz haben – das wären dann etwa zwei Drittel der Busflotte. Idealerweise fahren wir im Jahr 2030 komplett elektrisch.

Welche Buslinien werden als nächstes auf Elektroantrieb umgestellt?

Die neu gelieferten sechs Solobusse sollen künftig vor allem auf der Linie 21 (Horben) sowie punktuell auf den Linien 17, 18, 21, 23, 25, 33 und 34 im Einsatz sein. Die nächsten E-Gelenkbusse, die frühestens ab Ende 2024 geliefert werden, sind dann für Buslinien im Freiburger Norden sowie für Linien zwischen Freiburg und den Tuniberg-Gemeinden eingeplant.

Lohnt sich der Umstieg auf E-Mobilität überhaupt finanziell?

Natürlich ist die Umrüstung zunächst einmal mit höheren Investitionen verbunden. Neben den Fahrzeugen, die aufgrund der neuen Technologie derzeit noch annähernd doppelt so teuer sind wie vergleichbare Dieselbusse, kommt die Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof und auf der Strecke hinzu. Wegen der hohen Klimaschutzwirkung wird die Umstellung auf alternative Antriebe nicht nur gesetzlich vorangetrieben, sondern auch finanziell von Bund und Land gefördert. Langfristig wird die Technologie außerdem mit Sicherheit immer günstiger. Bei Energieverbrauch, Unterhalt und Wartung sehen wir insgesamt Kostenvorteile im Vergleich zu herkömmlichen Dieselbussen.

Strom ist zuletzt immer teurer geworden. Sind Dieselbusse dann nicht viel günstiger?

Infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind die Kosten für Strom tatsächlich über viele Monate stark gestiegen, inzwischen sind sie wieder spürbar gesunken. Die Kostenentwicklung betrifft dabei alle Energieträger – egal, ob Diesel oder Strom. Insgesamt sind Elektromotoren deutlich energieeffizienter als Dieselmotoren. Langfristig rechnen wir damit, dass der Kostenvorteil von E-Bussen gegenüber Dieselbussen im Unterhalt größer wird. Denn im Vergleich zu Dieselbussen ist der Energieverbrauch bei E-Bussen deutlich geringer. Unsere E-Busse werden zudem mit zertifiziertem Ökostrom betankt, dadurch reduziert sich der Verbrauch fossiler Energieträger und die Emissionen sinken.

Welche Fördermittel erhält die VAG?

Bund und Land stellen Fördermittel für die Umstellung auf alternative Antreibe zur Verfügung. Für die zurückliegende Ausbauphase haben wir eine Fördersumme in Höhe von 6,3 Millionen Euro vom Bundesumweltministerium erhalten. Das Programm „Saubere Luft“ unterstützt uns konkret bei der Umstellung von insgesamt vier Buslinien auf Elektroantrieb. Dabei wird auch die Ladeinfrastruktur gefördert. Um unsere neue Busüberdachungen mitsamt Abstell-und Lademöglichkeit zu bauen, oder auch die Ladeinfrastruktur im Streckennetz, erhalten wir Unterstützung vom Land Baden-Württemberg. Ebenso für die aktuell erhaltenen weiteren 6 Elektrobusse. So werden aus verschiedenen Fördertöpfen zwischen 40 und 80 Prozent der Mehrkosten gegenüber einem vergleichbaren Dieselbus getragen. Eine tolle Unterstützung für uns und eine wichtige Investition in den Klimaschutz. Für die weiteren 22 Elektrobusse, die wir derzeit bestellen, haben wir eine Förderzusage in Höhe von 7,2 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr erhalten.

Die E-Busse der Pilotlinie waren noch grün, die neuen E-Busse sind wieder im VAG-Rot. Dieses Modell vereint beide Farben.
Die E-Busse der Pilotlinie waren noch grün, die neuen E-Busse sind wieder im VAG-Rot. Dieses Modell vereint beide Farben.

Welche Bus-Typen sind in Freiburg unterwegs? Und warum genau diese?

Bei den zurückliegenden Ausschreibungen für die Pilotlinie und die erste Ausbauphase hatte die Firma Solaris jeweils den Zuschlag bekommen. So fahren derzeit (Stand Oktober 2023) zehn Gelenkbusse des Typs Urbino 18 electric und dreizehn Standardbusse Urbino 12 electric in Freiburg.

Anhand der Kriterien aus der aktuelle Ausschreibung hat nun die Firma Daimler Busses GmbH den Zuschlag für 22 Gelenkbusse des Typs eCitaro G erhalten. Ab Ende 2024 bis Mitte 2025 werden diese unseren Elektrobus-Fuhrpark erweitern.

Die Ausschreibungen erfolgen nach strengen Vergaberichtlinien der Europäischen Union.

Wie sind die Solaris-Busse ausgestattet?

Angetrieben werden die Solaris-Busse von zwei E-Motoren, die in die Achse integriert sind und die jeweils 125 kW – also etwa 170 PS leisten. Damit sind die E-Busse in etwa so leistungsstark wie unsere Solaris-Dieselbusse, deren Motor 326 PS-stark ist. Auch die Zahl der Plätze ist in etwa vergleichbar mit den Dieselbussen. Die Akkus sind bereits aus der neuen Generation und verfügen in den Gelenkbussen über eine Kapazität von 240 Kilowattstunden (kWh), die der kleineren Solobusse sind 200 kWh-stark. Geladen werden die Busse übrigens mit zertifiziertem Ökostrom aus 100 Prozent regenerativer Stromerzeugung. Bei den Akkus handelt es sich um Lithium-Titanat-Akkumulatoren, eine Weiterentwicklung der bekannten Lithium-Ionen-Akkus.

Gibt es weitere Extras?

Eine energieeffiziente Wärmepumpe sorgt an heißen Tagen für Kühlung und im Winter für Wärme. Auch hier verzichten wir im Sinne des Klimaschutzes auf Brennstoffheizungen in den Bussen.
Statt normaler Seitenspiegel verfügen die Elektrobusse über seitliche Kameras. Diese bieten unseren Kolleginnen und Kollegen im Fahrdienst etwa bei blendender Sonne, Regen oder nachts eine bessere Sicht und verbessern den Blick im Bereich des „Toten Winkels“. Für zusätzliche Sicherheit sorgen ein Abbiegeassisst und Rückfahrkameras. Ein weiteres schönes Extra sind USB-Steckdosen an den Plätzen, sodass beispielsweise Smartphones während der Fahrt geladen werden können.

Nun kommen bald eCitaros von Daimler. Welche Unterschiede gibt es zwischen den verschiedenen Bustypen?

Die Technik der E-Busse von allen Herstellern hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Dies betrifft beispielsweise die Sicherheitstechnik wie den Abbiegeassistenten, Kameras, Akkus oder die Antriebtechnik. Beim eCitaro basiert der Karosseriekörper auf dem Citaro G mit Verbrennungsmotor. Auch weitere Komponenten des Fahrzeugs basieren beim eCitaro auf denen des Verbrenner-Modells. Mit diesen Citaros haben wir in den vergangenen Jahrzehnten bereits gute Erfahrungen gesammelt. Die Omnibus-Fertigung ist in Mannheim. Der eCitaro ist 18,13 Meter lang und 3,40 Meter hoch und bietet Platz für bis zu 146 Fahrgäste. Die Eigenschaften bei der Leistung sind bei den jeweiligen Bustypen vergleichbar. Anders als die Solaris-Busse, die bei uns im Einsatz sind, verfügt der eCitaro G über zwei Antriebsachsen. Andere Ausstattungsmerkmale wie USB-Lademöglichkeiten sind inzwischen Standard.

Wie bei den Solaris-Bussen sind auch bei den eCitaros fünf Akkublocks verbaut. Auch hierbei zeigt sich die technische Weiterentwicklung. Die Akkus sind bei der Größe und beim Gewicht nahezu gleich wie die der 2021 bestellten Solaris-Busse. Sie haben aber gut 60 Prozent mehr nutzbare Energiemenge.

Wie und wo werden die E-Busse geladen?

Bei der Technik setzen wir als VAG auf sogenannte Gelegenheitslader (Opportunity-Charging). Nachts werden die Batterien der Busse auf dem Betriebshof regeneriert und mit 80 kW Strom geladen. Im Streckennetz wird an den Endhaltestellen mit 300 kW nachgeladen, wenn die Restladung unter einen definierten Wert sinkt. Dann genügen aufgrund der hohen Ladeleistung vergleichsweise kurze Ladezyklen – meist sind dies zwei bis fünf pro Tag. Dies hängt aber ab vom Bustyp, vom Batterietyp, vom Kurs, aber auch von den Wetterumständen ab.

Diese Technik hat den Vorteil, dass die benötigte Anzahl an Batterien gegenüber den „Nachtladern“, die nur nachts im Depot geladen werden, kleiner ausfallen und die Busse damit leichter und somit verbrauchsschonender unterwegs sind.

Wo befindet sich die Lade-Infrastruktur?

Feste Ladeplätze sind in einer großen E-Bus-Überdachung – dem Busport – auf unserem Betriebshof aufgebaut. Im ersten Busport, das 2022 fertiggestellt wurde, haben 34 Busse (18 Solobusse und 16 Gelenkbusse) Platz. Mit 22 schlanken Säulen erinnert die Überdachung an die griechische Akropolis. An einem angrenzenden Technikgebäude werden Transformatoren und die Ladezentrale untergebracht. Hier sollen künftig auch ausgemusterte Batterien als Energiespeicher Platz finden können.

Das Prinzip: Tagsüber, wenn die Busse im Liniennetz unterwegs sind, sollen diese ausgemusterten Akkus über die PV-Anlage auf unseren Dächern geladen werden. Mit dem so gespeicherten Strom werden die E-Busse dann nachts mitbetankt.

Ein zweites Busport wird ab dem Jahr 2024 auf dem Betriebshof gebaut. Dort werden nochmals 24 Gelenkbusse Platz finden und nachts regeneriert und betankt werden.

Neben den Ladeplätzen und dem Technikgebäude auf dem Betriebshof haben wir verschiedene Gelegenheits-Ladestationen in der Stadt installiert – am Europaplatz, in der Munzinger Straße und in der Paduaallee. Bis 2025 werden diese erweitert und neue Ladestationen an der Bissierstraße, an der Talstation der Schauinslandbahn, an den Wendeschleifen Moosweiher und Gundelfingerstraße folgen. Im Zuge der Stadtbahnverlängerung Littenweiler wird auch an der neuen Endhaltestelle eine Ladestation aufgebaut.

500 Kilogramm wiegt einer von mehreren Akku-Blocks
500 Kilogramm wiegt einer von mehreren Akku-Blocks

Oft gibt es Kritik an den Herstellungsbedingungen der Batterien? Sind Verbrennermotoren hier nicht klar im Vorteil?

Genau wie bei der Erdölförderung sehen auch wir bei der Gewinnung der Rohstoffe für Batterien großen Verbesserungsbedarf. Genau deshalb ist es eine wichtige Herausforderung der Politik, hier faire Bedingungen zu erreichen. Wir möchten daher auch die Abhängigkeit von Rohstoffen reduzieren. In etwas fernerer Zukunft möchten wir die Akku-Blocks nach ihrem zweiten Einsatz als Energiespeicher, wieder dem Recycling-Kreislauf zuführen. Wir gehen gemäß aktuell technischen Stand davon aus, dass zukünftig mehr als 95 Prozent der Bestandteile der Batterien wiederverwertet werden können.

Wir sehen aber auch viele Entwicklungen: Neue Batterietechnologien verzichten bereits auf kritische Rohstoffe, regionalere und neue Lithiumgewinnungsmethoden werden untersucht und auch die Batterieherstellung wird effizienter und mit mehr regenerativer Energie hergestellt. Zukünftige Batteriegenerationen werden sicherlich auch in unseren Bussen von diesen Entwicklungen profitieren.

Auch haben wir in unserer aktuellen Ausschreibung Nachhaltigkeitskriterien eingebunden, in der Transparenz zur Ökobilanz, der Recyclingfähigkeit und der Lieferkette der Bus- und Batterieproduktion dargelegt werden müssen. Dabei setzt die VAG auf international anerkannte Standards, wie ISO Normen oder ILO Kernarbeitsnormen.

Egal aber ob Erdöl, Akkublock oder Strom: Im Öffentlichen Personennahverkehr ist der Ressourcenverbrauch je gefahrenem Kilometer im Vergleich zum Individualverkehr deutlich geringer. Der ÖPNV spart dadurch Rohstoffe und Energie und schont so die Umwelt.

Was passiert beim Umstieg auf E-Mobilität bei euch noch alles hinter den Kulissen?

Damit der Umstieg möglichst reibungslos klappt, müssen viele Zahnräder ineinandergreifen. Denn an den Vorbereitungen sind unterschiedliche Unternehmensbereiche und Fachabteilungen beteiligt. Der Aufbau der Lade-Infrastruktur geht dabei Hand in Hand mit der Vergrößerung der Bus-Flotte. Bis die bestellten Busse bei uns eintreffen, dauert es einige Monate. Und auch wenn die E-Busse nach der Abnahme bei uns auf dem Betriebshof eintreffen, sind noch einige vorbereitende Arbeiten notwendig. Die Busse werden dann technisch an unsere spezifischen Anforderungen angepasst. Außerdem gibt es Schulungen der Herstellerfirmen und Buseinweisungen.

Welche generellen Herausforderungen gibt es dabei fürs Personal?

Für uns als VAG ist diese Umstellung eine spannende, aber herausfordernde Aufgabe. Schließlich stellen wir in dieser ersten Ausbauphase etwa ein Viertel der Busflotte auf eine neue Technik um. Zahlreiche Baustellen müssen während des laufenden Betriebs koordiniert werden. Und viele Abteilungen wie unsere Buswerkstatt arbeiten vorübergehend zweigleisig: Mit der Verbrennungs- und Elektro-Technik. Viele helfende Hände arbeiten zusammen für ein Gelingen dieses Projekts. Sie experimentieren, tüfteln und lernen – für unsere Fahrgäste, weniger Emissionen, leisere Busse und den Klimaschutz.

Welche neuen Aufgaben kommen auf das Fahrpersonal zu?

Für sie ändert sich ihr Arbeitswerkzeug. Zu den Straßenbahnen und Dieselbussen kommen in kurzer Zeit sehr viele neue E-Busse hinzu. Mit neuen Anforderungen von der Nachrichtentechnik, Instandhaltung, Fahrfertigmachung bis zum Einsatz im Liniennetz. Wie bei der Pilotlinie erhalten unsere Kollegen in der Werkstatt von der Herstellerfirma technische Einweisungen. Ein Großteil unserer Fahrerinnen und Fahrer wurde und wird noch für den Umgang mit den E-Bussen speziell geschult. Denn das Fahrverhalten dieser Busse unterscheidet sich spürbar von dem der Dieselbusse. Beispielsweise orientiert sich unser Fahrpersonal bei Engstellen normalerweise an den Außenspiegeln. Bei der neuen E-Busgeneration sind die Außenspiegel durch kleine Kameras ersetzt worden. Da die gewohnte Orientierungshilfe fehlt, müssen wir unsere Kolleginnen und Kollegen für die neue Technik sensibilisieren. Neu ist auch das elektrische Bremsen – die sogenannte Rekuperation. Hierbei wird die Wirkung der Elektromotoren – wie bei unseren Straßenbahnen – umgedreht: Wie bei einem Generator wird beim Bremsen wieder Strom für die Akkus produziert.

Warum setzt die VAG auf E-Busse?

Elektromotoren sind extrem energieeffizient, geräuscharm, stoßen keine Schadstoffe aus und sind echte Klimaschützer. Im Vergleich zum dieselmotorischen Antrieb spart jeder E-Bus bei uns im Betrieb gute 55 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Da wir auch die Busse mit zertifiziertem Ökostrom vom regionalen Anbieter Badenova betreiben, ist beispielsweise die Klimabilanz hier schnell positiv. Die bei der Herstellung der Batterien entstanden CO2-Emissionen sind bereits nach 3 bis 5 Monaten mehr als ausgeglichen. Unser Umbau auf E-Mobilität ist insgesamt ein wichtiger Baustein beim Klimaschutzkonzept der Stadt Freiburg.

Wie sieht es mit der Energieeffizienz von Elektrobussen aus?

Elektromotoren bieten gegenüber anderen alternativen Antrieben viele Vorteile. Laut Kraftfahrtbundesamt und Bundesumweltministerium haben Elektromotoren im Vergleich die größte Energieeffizienz. In einer Untersuchung für Pkw liegt die Reichweite eines Elektromotors pro 18 Kilowattstunden Energieeinsatz bei 100 Kilometern, bei einem Wasserstoffantrieb sind dies 33 Kilometer, bei sogenannten E-Fuels etwa 16 Kilometer. Auch der Wirkungsgrad eines mit herkömmlichen Dieselmotor angetrieben Fahrzeuges liegt mit 35 bis 40 Prozent Wirkungsgrad deutlich unter dem eines mit einem Elektromotor angetriebenen Fahrzeugs mit rund 70 Prozent Wirkungsgrad. Hinzu kommt zudem noch der jeweilige Energiebedarf für die Herstellung und Transport des jeweiligen Kraftstoffs, der bei Strom ebenfalls geringer ist als bei erdölbasierten Kraftstoffen.

Es gibt viele verschiedene Techniken. Warum setzt ihr auf Batterie-E-Busse?

Wie beschrieben ergaben die gemeinsamen Voruntersuchungen mit dem Fraunhoferinstitut für die Gelegenheitsladung die passendste Option für unser Liniennetz.
Dabei wurden auch die Nachtlader und Wasserstoffbusse mit einbezogen. Nachtlader sind aufgrund des beschränkten Einsatzzeit herausgenommen worden. Neben dem schlechteren Wirkungsgrad für Wasserstoffbusse kommt beim Thema Wasserstoff noch die schwierige Beschaffungssituation hinzu. Reicht für unser E-Busflotte die erzeugte Jahresmenge eines Windrades aus, so werden für eine vergleichbare Wasserstofflotte 2,5 Windräder benötigt. Grundsätzlich haben wir heute nicht ausreichend grüne Energie und insbesondere grüner Wasserstoff ist noch immer sehr begrenzt. Wir haben das grundlegende Konzept für die Umstellung der Busse auf E-Mobilität festgelegt. Die Umsetzung erfolgt in mehreren Etappen. Jeder weitere Abschnitt wird aber anhand der technischen Weiterentwicklungen, den Fördermöglichkeiten und beispielsweise Änderungen in unserem Busangebot neu angepasst. So können wir auch technologische Weiterentwicklungen berücksichtigen und „mitnehmen“. Und die Investitionskosten verteilen sich über mehrere Jahre.

Welchen Anteil des Stroms kann die VAG selbst produzieren?

Neben dem Bezug von 100 Prozent Ökostrom wächst auch der Anteil des Stroms, den wir selbst produzieren unaufhörlich. Auf unserem Betriebshof in der Besanconallee sind bereits jetzt sehr große Flächen der Dächer mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Noch ist der größte Anteil unserer Dächer für diese PV-Anlagen verpachtet. Mit dem Auslaufen dieser Verträge werden wir die bestehenden Anlagen Schritt für Schritt durch moderne, hocheffizienten Anlagen ersetzen und erweitern. Wir hoffen auf Fördermittel des Landes für solche Energieerzeugungsanlagen im Zusammenhang mit der Erstellung der Ladeinfrastrukur für unser E-Busse. Der Ausbau wird auch aus Mitteln des Zukunftsfonds der Stadt Freiburg finanziert. Bis zum Jahr 2031 möchten wir so die Energieausbeute mehr als vervierfachen. Wir gehen davon aus, dass wir bis dahin allein auf unserem Betriebshofgelände etwa 4 Gigawattstunden Strom im Jahr produzieren können. Das wären rund 70 Prozent des gesamten erwarteten Strombedarfs für unsere E-Busse.

Es gab Berichte über Brände von E-Bussen und Bushallen in anderen Städten. Habt ihr den Brandschutz bei eurem Sicherheitskonzept mitgedacht?

Natürlich. Dies haben wir von Beginn an in allen unseren Planungen berücksichtigt. Vor dem Erarbeiten des Sicherheits- und Brandschutzkonzepts haben wir ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben und uns mit anderen Verkehrsunternehmen sowie dem Amt für Brand- und Katastrophenschutz (ABK) ausgetauscht. Auch weiterhin stehen wir im engen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen dort.

E-Bus-Überdachung im Bau auf unserem Betriebshof
E-Bus-Überdachung im Bau auf unserem Betriebshof

Und wie sehen diese Schutzmaßnahmen konkret aus?

Das Sicherheitskonzept besteht aus zahlreichen Bausteinen:

Der erste Baustein ist in einer dauerhaften integrierten Temperaturüberwachung in den Batterien. Bei Überschreiten einer Temperatur schalten sich die Batterien automatisch ab. Steigt die Temperatur weiter über eine Grenztemperatur, wird in unserer Leitstelle Alarm ausgelöst. So kann der Bus beispielsweise auf einem speziellen Abstellplatz separiert werden und notwenige weitere Maßnahmen frühzeitig eingeleitet werden.

Die Busse stehen nicht in einer geschlossenen Halle, sondern unter einer Überdachung. Die gewählte Holzträgerbauweise ist grundsätzlich sogar feuerfester als herkömmlich verwendete Stahlquerträger. Es hat im Brandfall über mindestens 30 Minuten eine volle Formbeständigkeit.
Die Busüberdachung ist über ein Rauchmeldesystem mit unserer Leitstelle verbunden und wird somit zusätzlich rund um die Uhr überwacht. Im weiteren Ausbau der Busports wird eine Sprühwasser-Löschanlage eingebaut. Denn im unwahrscheinlichen Fall eines Brandes kommt es auf jede Minute an. Bei der Feuerwehr sind natürlich alle unsere Lagepläne hinterlegt.

Zwischen den Bussen ist ein Sicherheitsmindestabstand von rund einem Meter eingeplant und ein 2,5 Meter breiter Zwischenstreifen begrenzt zusätzlich den Abstellbereich in zwei Abschnitte.
Und der angrenzende 2. Busport wird über eine Feuerschutzmauer von Busport 1 abgetrennt.

Ebenso ist die Ladetechnik in separaten, mit Brandschutzwänden versehenen Gebäuden mit Überschlagsabstand neben dem Busport untergebracht.

Wir haben uns aus Sicherheitsgründen bewusst gegen eine „Mischabstellung“ entschieden, das heißt, es werden hier nicht Busse mit verschiedenen Antriebstechniken unter einem Dach abgestellt. Insgesamt halten wir – genau wie beispielsweise Brandexperten der Feuerwehr – das Brandrisiko bei E-Bussen nicht für höher als bei anderen Antriebsarten.

Welche Vorteile bieten die E-Busse für Fahrgäste oder das Fahrpersonal?

Neben den Klimaschutz- und Emissions-Aspekten ist vor allem das ruhige Fahrverhalten ein Vorteil. Für unsere Fahrgäste, unser Personal, aber auch die Anwohnenden. Viele Fahrgäste loben diesen Komfort beim Fahren. Das spezielle Anfahrverhalten macht es beispielsweise für unser Fahrpersonal einfacher, im fließenden Verkehr mitzufahren. Wegen des sehr hohen Drehmoments beschleunigen E Busse deutlich schneller. Deshalb wird die maximal mögliche Beschleunigung technisch auch begrenzt. Denn E-Busse sind echte Kraftpakete.

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Ein Kommentar

  1. Als ich vor über vierzig Jahren den LKW-Führerschein machte, sagte mein Fahrlehrer einmal: Ein LKW ist kein Rennwagen. Wenn er wüsste. Ich fuhr einmal auf L 27 mit einem E-Bus mit. Der sehr nette Fahrer erzählte mir schmunzelnd, wie er einmal einen Golf-GTI-Fahrer in Verlegenheit brachte. Der Autofahrer legte zwar einen formvollendeten Kavalierstart hin, doch der Fahrer zeigte dem Angeber, was der schwere E-Bus kann. Der GTI-Fahrer schaltete wie wild, während der Bus abzog. Später zeigte mir der Fahrer bei der Anfahrt, wie der Bus aus der Bucht anfuhr. An der Kreuzung beim Karlssteg musste er wegen der Ampel scharf abbremsen, was aber ungewohnt sanft ausfiel. Der Fahrer sagte, dass jetzt die Motoren bremsen. Ich sagte: Ich kenne das von den Maschinen im Tischlerhandwerk. Die heutigen Maschinen müssen diese Wirbelstrombremsen haben. Ich sagte: Das ist Polumschaltung. Der Motor läuft statt rechts links herum. Kommt er auf null, fällt der Schütz ab. Die Maschine steht. Bei älteren Maschinen habe ich als den Schalter umgelegt und festgehalten, bis der Motor stand. Der Chef sah das in der Regel nicht gern, aber mir war das egal. Hauptsache von den umlaufenden Werkzeugen geht keine Gefahr aus. Im Maschinenkurs hat man uns gezeigt, dass man jede Maschine durch Polumschaltung auch von hand stoppen kann.

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