So verschlug es unsere Fahrer und Busse 1990 und 1997 nach Berlin

Uhr 03. Okt. 2025 - 09:00 Uhr

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Freddy Greve

VAG Freiburg

Von der Dreisam an die Spree: Zwei Mal waren Freiburger Busfahrer und Busse in Berlin im Einsatz. Grund war einmal ein Jubiläum - und einmal der Mauerfall.

100 Jahre Busverkehr in Freiburg seit 1925 – das ist ein Jubiläum wert. In Berlin fuhr der erste Linienbus allerdings bereits 1847. Daher feierten die Berliner 1997 das Jubiäum „150 Jahre Nahverkehr in Berlin“ – und zwar groß: Aus diesem Anlass luden die Berliner Verkehrsbetriebe Busse anderer Verkehrsbetriebe nach Berlin ein. Unzählige Busse aus dem In- und Ausland folgten der Einladung. Auch ein VAG-Bus machte sich auf den Weg, samt zwei Freiburger Fahrern.

Die Fahrt nach Berlin war beschwerlich und unangenehm. Die Ost-Autobahnen waren damals in einem miserablem Zustand und für die harte Federung eines Stadtbusses ungeeignet. Der einzige wirklich bequeme, da gefederte Sitz war der des Fahrpersonals. Hinzu kam, dass das Automatikgetriebe grundsätzlich höchstens 80 km/h zuließ – selbst bergab!

Ein Freiburger Bus fähr durch das Brandenburger Tor.

Die Berliner Verkehrsbetriebe hatten damals rund 30.000 Mitarbeitende und entsprechend viele Betriebshöfe für Bahnen und Busse. Der VAG-Bus – Typ O 820 – war im Bus-Betriebshof in der Indira-Gandhi-Straße abgestellt. Etwa 700 Bus-Fahrer waren dem Betriebshof zugeordnet.

Zu Beginn der Jubiläums-Feierlichkeiten Ende Mai 1997 gab es einen Bus-Korso, gefolgt von einer Ausstellung aller Busse am Berliner Dom. In den folgenden drei Tagen war der VAG-Bus auf der Berliner Linie 100 unterwegs, eine quasi touristische Linie, die an vielen Berliner Sehenswürdigkeiten vorbeiführt: am Zoo über den großen Stern, an der „Schwangere Auster“ (Kongresshalle), am Schloss Bellevue, entlang am Reichstag und durch das Brandenburger Tor, über die Straße Unter den Linden zum Alexanderplatz und Prenzlauer Berg. Das Brandenburger Tor ist seit 2002 für den Verkehr gesperrt.

Für die beiden VAG-Fahrer war dieses Jubiläum ein unvergessliches Erlebnis. Sie waren so begeistert, dass sie sich nur ungern am Lenkrad abgewechselt haben.

Nach dem Mauerfall fuhren VAG-Fahrer in Berlin – vor allem auf der Linie 62.

Aushelfen in Berlin nach dem Mauerfall

Bereits 1990 waren mehrere VAG-Busfahrer in Berlin im Einsatz. Der Fall der Mauer stellte die Berliner Verkehrsbetriebe (damals noch BVB) vor große Herausforderungen: Die Linien mussten an die Veränderungen angepasst werden, zusätzliche Fahrgäste transportiert werden. Mit dem damaligen Personal und Fuhrpark nicht zu bewerkstelligen. Verkehrsbetriebe aus ganz Deutschland halfen mit, den Ansturm auf Berlin zu bewältigen.

Aus Freiburg rollte ein Bus nach Berlin sowie zwei Fahrer, die schnell gefunden waren. Wie ein Lauffeuer sprach sich die Option unter der VAG-Belegschaft rum, 25 Bewerbungen gingen ein.

Für die Freiburger bedeutete das, sich in Rekordzeit ein neues Liniennetz zu eigen machen und vor allem die Fahrscheinarten kennenzulernen. Damals hatte Berlin rund 140 verschiedene Fahrscheine im Angebot.

Trotzdem hat es sich gelohnt: „Für mich war es eine einmalige Gelegenheit, die Stimmung nach der Grenzöffnung hautnah mitzuerleben und darüber hinas einen Verkehrsbetrieb einer Groß- und Weltstadt wie Berlin kennenzulernen“, sagte einer der Fahrer nach dem Berlin-Einsatz im Mitarbeitendenmagazin. Er würde „jederzeit gerne wieder“ so einen Einsatz fahren, so der zweite Fahrer.

Text: Thomas Ruff/VAG-Redaktion


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