31. Okt. 2025 - 11:36 Uhr
Ist Freiburg tatsächlich eine Stadt der kurzen Wege und vorbildlich in Sachen ÖPNV, weil alle naslang eine Straßenbahn daherkommt? Ja, sagen ganz unterschiedliche aktuelle Studien. Freiburg erhält in vielen Bereichen Bestnoten und steht in der „Güteklasse A“. Wir haben die Studien ausgewertet und zeigen auf, wo noch Herausforderungen liegen.

Drei Studien, ein Ergebnis
Der „ÖPNV-Report 2024“ des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg untersucht, wie gut die Menschen in unserem Bundesland an Bus, Straßenbahn und Regionalbahn angeschlossen sind und wie eifrig sie diese nutzen. Da schneidet unser Freiburg richtig gut ab: Bei der sogenannten ÖPNV-Güteklasse liegen wir landesweit auf Platz 2 hinter Karlsruhe.
In einer anderen, jüngst veröffentlichten Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung mit dem Titel „Stadt der Viertelstunde“ schneidet Freiburg sehr gut ab als Stadt der kurzen Wege. Versorgungseinrichtungen, Gesundheit, Bildung oder Freizeit sind in einer kurzen Wegezeit erreichbar – im Schnitt innerhalb von 6,3 Minuten. Ein starker Wert im Bundesschnitt.
Und unter dem Titel „Mobilität in Deutschland“ (MiD) veröffentlicht das Bundesministerium für Digitales und Verkehr regelmäßig Daten zum Alltagsverkehr in Städten und Regionen. Das Ergebnis: Nirgendwo werden Wege so umweltbewusst zurückgelegt wie in Freiburg. Auch dank des guten ÖPNV-Angebots.
Außerdem: Auch bei einer telefonischen Befragung für den Kantar-Kundenbarometer schneidet die VAG bei Fahrgästen seit Jahren sehr gut ab. Das Ergebnis der Gesamtwertung von September 2025: Rang 4 von 44 Verkehrsunternehmen.
Doch wagen wir einmal einen genaueren Blick in die Daten.

ÖPNV-Report BW 2024
Diese Untersuchung beschreibt auf 69 Seiten „die Qualität der ÖPNV-Erschließung von Gebieten und Standorten“ in unserem Bundesland. Und weil man da natürlich fairerweise die städtischen Gebiete nicht mit eher ländlichen Regionen in einen Topf werfen kann, vergleichen wir hier jetzt nur die Werte der Großstädte in Baden-Württemberg.
Generell kann man sagen, dass sich die Einwohnenden von Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe, Freiburg, Heidelberg und Ulm alle über einen recht guten Öffentlichen Nahverkehr freuen können. Bei den Ergebnissen der untersuchten Fragestellungen liefern sich diese Städte meistens ein Kopf-an-Kopf-Rennen, was zum Beispiel die Angebotsdichte oder die Versorgung der Stadtgebiete mit Haltestellen betrifft, bei der Freiburg übrigens auf Platz zwei kurz hinter Heidelberg landet. Auffällig ist auch, dass bei der VAG im landesweiten Vergleich der Unterschied bei der Taktdichte an Wochentagen und Sonn- und Feiertagen am geringsten ist.
Nahverkehr in Freiburg: Güteklasse A
Der ÖPNV-Report BW teilt zum Ende der Studie ganz Baden-Württemberg in die neun „ÖPNV-Güteklassen“ „A“ („sehr gut“) bis „I“ („kein Nahverkehrsangebot vorhanden“) ein. Und auch da schneidet Freiburg ziemlich gut ab.
In den Großstädten des Landes kommen im Schnitt rund 72 Prozent der Bevölkerung in den Genuss eines sehr guten oder guten Nahverkehrsangebotes, was den besagten „Güteklassen“ A und B entspricht. In Freiburg sind das sogar überdurchschnittliche 78 Prozent. Landesweit wurde nur für Karlsruhe ein etwas besserer Wert ermittelt. In Freiburg sind sogar 58 Prozent durch die bestmögliche Klasse A an Bus und Straßenbahn angebunden. Der Schnitt dieses Wertes bei den vergleichbaren anderen Städten liegt bei 46 Prozent.
Ganz weit vorne ist Freiburg auch bei den Werten „ÖPNV-Fahrten je Einwohner*in“. Rund 345-mal fährt jede Freiburgerin und jeder Freiburger pro Jahr – statistisch gesehen – mit Bus oder Stadtbahn. Landesweit wird das nur von den Stuttgarterinnen und Stuttgartern getoppt, die sogar 370-mal im Jahr auf diese Weise mobil sind. Bei diesen Werten lassen die Landeshauptstadt und die Schwarzwaldhauptstadt die anderen Großstädte des Landes klar hinter sich.
>>hier geht’s zum ÖPNV-Report BW

Kundenbarometer: Rang 4 von 44 Verkehrsunternehmen
Das ÖPNV-Kundenbarometer des Marktforschungsinstituts Kantar erstellt sogar ein Gesamtranking. Dem zufolge liegt die VAG bei der Globalzufriedenheit auf Platz 4 von 44 teilnehmenden Verkehrsunternehmen. Mit der Durchschnittsnote von Note 2,34 liegen wir damit deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 2,95. Und: Wir haben uns gegenüber der Studie von vor zwei Jahren noch einmal leicht verbessert.
Würden Sie die VAG weiterempfehlen? Hier belegt die VAG bundesweit den 3. Platz. In mehreren Leistungskategorien liegt sie sogar an der Spitze: Dazu gehören die Umsetzung des Deutschland-Tickets, die Sicherheit an Haltestellen am Abend sowie Aktivitäten zum Umweltschutz.
Auch in zentralen Merkmalen wie Pünktlichkeit, Taktfrequenz, Sauberkeit an Haltestellen und dem Wohlfühlfaktor im ÖPNV zählt die VAG zu den besten drei Unternehmen. Die App VAG mobil wird ebenfalls sehr positiv wahrgenommen und findet breite Akzeptanz unter den Nutzenden.
Trotz der insgesamt hohen Zufriedenheit sehen Befragte noch Potenzial beim Komfot oder dem Platzangebot in den Fahrzeugen. Für das ÖPNV-Kundenbarometer 2025 wurden in Freiburg 500 zufällig ausgewählte Personen telefonisch befragt. Sie bewerteten 36 Kriterien rund um Angebot, Zuverlässigkeit, Ticketing, Informationen und den Kontakt zu Kund*innen.
Insgesamt sehen die Autoren des Kundenbarometers noch Luft nach oben im ÖPNV. Freiburg und die VAG sind Positivbeispiele.
Mehr Infos zum ÖPNV-Kundenbarometer
Mobilität ist mehr als nur Nahverkehr
Das Angebot an Bussen und Stadtbahnen ist in Freiburg also überdurchschnittlich gut. Und ja, natürlich kann man auch Gutes immer noch weiter verbessern. Positiv hebt die Studie hervor, dass das Angebot beim Busverkehr in Freiburg in den zurückliegenden Jahren spürbar zugenommen hat. Bei der Fahrplandichte insgesamt bieten Karlsruhe, Heidelberg oder Stuttgart – im Verhältnis zur Siedlungsdichte – mehr Abfahrten als Freiburg. Hier wäre also noch Luft nach oben. Allerdings auf hohem Niveau.
Viele Verbesserungen konnten wir erreichen: Das Stadtbahnnetz in Freiburg ist in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut worden. Und die Stadtbahnverlängerung Littenweiler, die Stadtbahn Dietenbach und vor allem auch die wichtige innerstädtische Verbindung von „Fahnenbergplatz“ und „Robert-Koch-Straße“ stehen auf der Agenda.

Freiburg: Stadt der 6,3 Minuten
Die Mobilität in einer Stadt besteht nicht nur aus dem Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV). Sondern zum Beispiel auch aus Fahrradfahren oder zu Fuß gehen. Und genau damit hat sich die bundesweite Untersuchung zur „Stadt der Viertelstunde“ befasst.
Dabei wurde für alle 2057 Städte in Deutschland untersucht, wie viele Minuten man im Durchschnitt zu Fuß oder mit dem Fahrrad braucht, um jene Ziele zu erreichen, zu denen man im Alltag immer wieder hinmuss. Zum Beispiel zum Supermarkt, zum Friseur, zum Arzt, zur Arbeit oder in sein Fitness-Gym. Als Zielgröße wird dabei gesagt, dass man für diese Wege in einer idealen Stadt im Durchschnitt nicht mehr als 15 Minuten brauchen sollte.
Und auch bei dieser Untersuchung ist unser Freiburg wieder ganz, ganz weit vorne gelandet. Das 15-Minuten-Ziel wird hier sehr klar unterboten, denn Freiburg ist eine 6,3-Minuten-Stadt und hat dabei in der Studie bei den Städten mit 100.000 bis 250.000 Einwohnenden knapp hinter Offenbach den zweiten Platz inne. Betrachtet man alle 2057 untersuchten Städte, so steht Freiburg – zusammen mit München – auf Platz 7!
Bundesweit auf Platz 1 steht übrigens unsere Nachbargemeinde Merzhausen – aber das ist gefühlt ja auch schon fast Freiburg. Als besonders gelungene städtebauliche Vorhaben werden in der Studie übrigens der Stadtteil Vauban sowie das geplante Areal Dietenbach hervorgehoben.
>>Hier geht’s zur Studie „Die Stadt der Viertelstunde“

Und wo bleibt das Auto?
Zum Mobilitätsangebot in einer Stadt gehört natürlich auch das Auto. Es kann zum Beispiel beim Großeinkauf gute Dienste leisten. Es hat für eine Stadt nur einen entscheidenden Nachteil: Es benötigt unheimlich viel Platz. Beispiel gefällig? Eine halbvolle 42 Meter lange Straßenbahn entspricht ungefähr einer Schlange von 100 Autos – also etwa 700 Metern Stau. Und diese Autos brauchen nicht nur den Platz auf der Straße, sondern überall dort, wo sie parken, nochmals jeweils weitere 10 Quadratmeter pro Stellplatz. Für Städte ist dieser Flächenbedarf ein wichtiges Problem.
Seit vielen Jahrzehnten war und ist es in Freiburg das Ziel städtischer Politik, die umweltfreundlichen und deutlich platzsparenderen Mobilitätsarten „zu Fuß gehen“, „Fahrrad“ und „Öffentlicher Nahverkehr“ zu stärken. Dass dies gelungen ist, belegen unter anderem die oben beschriebenen neuen Studien.

Deutsche Spitze bei Vorfahrt für ÖPNV, Fahrrad und Fußgänger
Auch eine dritte, seit Jahren regelmäßig durchgeführte Untersuchung belegt diese Erfolge der Mobilitätspolitik der Stadt Freiburg und der Arbeit der VAG: Laut der Studie Mobilität in Deutschland (MiD) des Bundesverkehrsministeriums gibt es in Deutschland keine Stadt, in der die umweltfreundlichen Verkehrsmittel so viel genutzt werden wie in Freiburg. 76 Prozent aller Wege werden hier mit dem Fahrrad, mit Bus und Stadtbahn und zu Fuß zurückgelegt und nur noch 24 Prozent mit dem Auto. Das ist ein Wert, den nicht einmal die deutschen Metropolen mit leistungsfähigen S- und U-Bahnsystemen vorweisen können. Nur Berlin kommt noch auf einen vergleichbaren Wert.
In der aktuellsten MiD-Studie von 2023 hatte der ÖPNV-Anteil für Freiburg allerdings leicht abgenommen, als Folge der Corona-Pandemie. Diese hatte in Sachen Mobilität vor allem dem Fahrrad Rückenwind beschert.
Dass ÖPNV, Fahrrad und Fußgänger in Freiburg Vorfahrt haben, ist mindestens seit den 1980er Jahren Teil der Verkehrskonzeption. Das zahlt sich aus in einer unumstritten hohen Lebensqualität in Freiburg. Als VAG sind wir stolz auf unseren Beitrag für eine lebenswerte Stadt.
>>hier geht’s zur Studie Mobilität in Deutschland
Dass sich die Investition in den ÖPNV bezahlt macht, zeigt übrigens auch eine ganz andere Studie: Jeder Euro, der in Busse, Stadtbahnen oder Regiozüge investiert wird, bringt der deutschen Volkswirtschaft einen Nutzen von drei Euro, heißt es im Bericht Wertschöpfung ÖPNV, des Instituts MCube Consultiing.
>>hier geht’s zum Bericht Wertschöpfung ÖPNV
Text: Andreas Hildebrandt/Jens Dierolf
Fotos: Anja Thölking
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