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Autofrei und Spaß dabei – Unser Kollege aus der Werkstatt

Kein Fehler, den sie nicht finden: Unsere Werkstatt-Kollegen halten unsere Flotte am Laufen. Wenn unsere Straßenbahnen zur Reparatur kommen, packt auch Harald Cox mit an, damit sie so schnell wie möglich wieder flott sind. Kaffee hat bei ihm einen festen Platz im Arbeitsalltag – ganz im Gegensatz zum Auto, das Familie Cox vor einigen Jahren einstimmig abgeschafft hat.

Harald Cox in einer Straßenbahn
Harald Cox ist ausgebildeter Industrieelektroniker und kümmert sich in unserer Straßenbahnwerkstatt um unsere Bahnen.

Trinken Sie Kaffee?
Ja, jeden Tag. Morgens nach dem Aufstehen trinke ich einen. Und dann, wenn es zeitlich passt, gibt es tagsüber noch eine kurze Kaffeerunde mit den Kollegen und wir sitzen so etwa fünf Minuten zusammen.

Wobei pausieren Sie dann?
Bei der Arbeit an einer Bahn, die fertiggemacht werden muss, weil sie wieder auf die Strecke soll. Oder wenn es Reparaturen gibt. Falls wir für einen Einsatz raus auf die Strecke müssen, fällt die Kaffeepause allerdings auch mal aus. Ansonsten bin ich den ganzen Tag in der Straßenbahnwerkstatt und repariere das Elektrische an den Bahnen: Türen, Klimaanlage, Beleuchtung, Motoren – alles!

Was kommt hier jeden Tag rein?
Jede Bahn kommt im Durchschnitt dreimal im Jahr zu uns. Als Revisionsstraßenbahn nach 25.000 Kilometern Fahrleistung. Und so ist auch fast jeden Tag eine Bahn zur Revision hier. Bei dieser Tagesrevision werden dann die Durchsichten gemacht, Verschleißteile ausgetauscht und kleinere Reparaturen vorgenommen. Daneben gibt es noch Reparaturfälle, falls es auf der Strecke zu Unfallschäden kommt. Da müssen wir dann auch mal Türen reparieren, Scheibenwischer austauschen oder angefahrene Spiegel ersetzen. Vor Kurzem erst hatten wir noch die letzte Sanierungsstraßenbahn da: Insgesamt waren es 26 Stück vom Typ GT8Z, die wir mit komplett neuer Elektronik ausgestattet haben.

Klingt aufwendig. Was haben Sie damit gemacht?
Alle 26 Bahnen wurden komplett zerlegt und zum Hersteller geschickt. Dort wurden neue Träger eingeschweißt und ein neuer Unterbodenschutz angebracht. Das war tatsächlich sehr aufwendig. Als sie dann wieder zurückkamen, haben wir eine komplett neue Elektronik eingebaut. Bei allem Aufwand hat sich das sehr gelohnt – die Kosten für neue Bahnen wären deutlich höher gewesen.

Was war Ihr spektakulärstes Erlebnis bei der Arbeit?
Ganz spektakulär war, dass wir mal eine Bahn abgeschleppt haben, die einen technischen Defekt hatte und dann stehenblieb. Die mussten wir zunächst an eine andere Bahn anhängen, damit sie nicht wegrollt, dann die Bremsen aufmachen und schließlich abschleppen. Mit Begleitung übrigens, weil es gerade im Haltestellenbereich gefährlich ist, wenn man stehenbleibt: Da stehen dann Leute und wollen zwischen den Bahnen über die Abschleppstange klettern. Oder sie klopfen von draußen gegen die Bahn, weil sie einsteigen möchten.

Fahren Sie privat auch mit „Ihren“ Bahnen?
Ja, ich fahre jeden Tag entweder mit dem Rad, mit der Straßenbahn oder mit dem E-Roller. Das mache ich, weil wir das Auto vor einigen Jahren abgemeldet haben. Es wäre eine größere Reparatur nötig gewesen und da überlegten meine Frau und ich, ob wir nicht auch ohne Auto durchkommen könnten. Wir wohnen in der Wiehre und da klappt es mit RegioKarte, Bus, Bahn, Fahrrad und Carsharing einfach super! Und auch unsere Kinder finden es mittlerweile gut.

Dass er einmal nach dem Prinzip „autofrei und Spaß dabei“ durchs Leben kommen würde, hätte unser Kollege Harald Cox noch vor sechs Jahren nicht gedacht. „Ohne Auto? Geht gar nicht!“ – das war sein Credo, bis die Steuerungseinheit der Familienkutsche kaputt- und der Wagen bei 80 Grad Motortemperatur ausging. Nach dreimonatigem Leiden (Starten, einen Kilometer fahren, Motor aus, Warten, Abkühlen, Starten…) entschied sich Familie Cox beherzt zum Leben ohne Auto. Und was als Versuch mit dem Hintergedanken „Wenn wir wieder ein Auto brauchen, kaufen wir uns eins“ begann, ist heute gut organisierter Alltag für die vierköpfige Familie. Ob Arbeitsweg, Einkauf, Basketballturnier oder Urlaub: Familie Cox kommt mit dem Rad, öffentlichen Verkehrsmitteln und dann und wann einem Carsharing-Fahrzeug bestens zurecht!


Dieser Beitrag stammt aus der Facetten-Ausgabe 1/2023. Fotos von Anja Limbrunner.

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